Nach der Ankunft im Teamhotel und dem obligatorischen Corona-Test mussten sich die deutschen Handballer erst einmal in der Isolation auf ihren Zimmern die Zeit vertreiben, ehe sie am Nachmittag voller Elan in die Vorbereitung auf den Kampf um die Olympia-Tickets starten durften.
„Ich bin froh und stolz, wieder dabei zu sein. Die Erwartungen sind groß“, sagte Rückkehrer Patrick Wiencek vom Rekordmeister THW Kiel mit Blick auf das am kommenden Freitag beginnende Ausscheidungsturnier in Berlin.
Der Kreisläufer ist einer von fünf Leistungsträgern, die bei der verpatzten WM im Januar aus gesundheitlichen oder privaten Gründen gefehlt hatten und Bundestrainer Alfred Gislason in den Duellen mit dem WM-Zweiten Schweden, dem EM-Vierten Slowenien und Algerien wieder zur Verfügung stehen. „Das tut uns gut und stärkt das Selbstbewusstsein“, betonte DHB-Sportvorstand Axel Kromer.
Trotz der starken Konkurrenz geht die DHB-Auswahl, die für das Tokio-Ticket mindestens Zweiter werden muss, daher zuversichtlich in das Turnier. „Angst haben wir nicht. Wir haben in jedem Spiel den Anspruch zu gewinnen. Auch gegen einen Favoriten wie Schweden“, sagte Kromer. Dafür müssten die Köpfe der Spieler aber frei sein. „Es wird von ganz entscheidender Bedeutung sein, mit welcher Qualität wir trainieren und wie wir dieses unglaublich wichtige Turnier angehen.“
Da einige Spieler aus dem 19-köpfigen Aufgebot mit ihren Vereinen noch in der Bundesliga gefordert sind, konnte Gislason zunächst noch nicht sein komplettes Team begrüßen. „Ab Montag werden wir uns mit voller Kapelle auf das Turnier mit herausragender Bedeutung vorbereiten“, berichtete Kromer.
Dabei ist das Fingerspitzengefühl des Bundestrainers gefragt, denn vor allem das Kieler Trio Hendrik Pekeler, Steffen Weinhold und Wiencek hatte zuletzt mit sieben Spielen in nur 13 Tagen ein Mammutprogramm absolviert. „Ich hoffe, dass wir ein paar Tage bekommen, wo wir etwas entspannen und ruhiger trainieren können, um wieder spritziger zu werden und topfit in die drei Spiele zu gehen“, sagte Wiencek.
Nach Platz zwölf bei der verpatzten Weltmeisterschaft in Ägypten muss die Mannschaft in Berlin liefern. „Wir brennen darauf zu zeigen, dass wir aus den WM-Fehlern gelernt haben“, sagte Rechtsaußen Timo Kastening vom Bundesligisten MT Melsungen. „Ich bin überzeugt, dass wir die nötige Qualität haben und den nächsten Entwicklungsschritt gehen werden.“
Ein Scheitern hätte langfristige Auswirkungen – nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung und bei der Sponsorengewinnung. „Da geht es auch um staatliche Förderungen, die der Sportart allgemein sehr gut tun und wichtig für die Nachwuchsarbeit sind“, betonte Kromer. „Ich möchte aber gar nicht daran denken, was dann wäre. Wir sind voll darauf fokussiert, ein erfolgreiches Turnier zu spielen und nach Tokio zu reisen.“