Tel Aviv (dpa) – Die Arrivierten um Kapitän Uwe Gensheimer liegen schon in der Urlaubssonne, nun dürfen die Hoffnungsträger der Zukunft ran. Mit dem jüngsten Kader seiner Amtszeit ist Bundestrainer Christian Prokop zur letzten Dienstreise einer langen WM-Saison nach Tel Aviv gedüst.
Im EM-Qualifikationsspiel gegen Israel am Mittwoch (18.45 Uhr/ZDF Livestream) darf sich Deutschlands Handball-Nachwuchs bewähren und als Alternative für das bevorstehende Superjahr 2020 mit EM und Olympia anbieten.
«Die Chance ist da, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen», sagte Prokop vor dem Abflug am Dienstagvormittag und formulierte seine Erwartung für die sportlich bedeutungslose Partie: «Ich will eine kampfstarke, vor Einsatz sprühende Mannschaft sehen, in der jeder Spieler seine individuellen Stärken einbringt und sich in den Dienst der Gruppe stellt.»
Da der WM-Vierte das Ticket für die Europameisterschaft im kommenden Jahr in Norwegen, Österreich und Schweden als souveräner Tabellenführer der Gruppe 1 (8:0 Punkte) bereits in der Tasche hat, leistet sich Prokop den Luxus, fast alle Stars der Heim-WM zu schonen. «2020 wird für uns alle ein Jahr mit großen Zielen und einem intensiven Programm. Um uns unsere olympischen Träume zu erfüllen, benötigen wir Top-Leistungen und müssen dazu auch die Chance nutzen, unseren Top-Spielern die Möglichkeit zur Regeneration zu geben», begründete DHB-Sportvorstand Axel Kromer den Verzicht auf alle erfahrenen Kräfte mit Ausnahme von Kai Häfner.
Da Routinier Tobias Reichmann sein geplantes Comeback aus Verletzungsgründen auf das Heimspiel am Sonntag gegen den Kosovo verschieben musste und auch Finn Lemke und Niclas Pieczkowski ausfallen, umfasst das Bubi-Team um die Neulinge Till Klimpke (HSG Wetzlar) und Nico Büdel (HC Erlangen) lediglich 13 Spieler. Dennoch betonte Kromer: «Unsere Perspektivspieler brauchen für ihre weitere Entwicklung solche Spielgelegenheiten.»
Ein Handball-Leckerbissen ist von der dezimierten Truppe angesichts der kurzen Vorbereitung kaum zu erwarten. Zumal Prokop seinen Schützlingen nach dem intensiven Bundesliga-Finale am Pfingstsonntag noch einen Tag zum Durchschnaufen frei gab. «Das hat allen gut getan», berichtete der 40-Jährige.
Nach der Ankunft in Tel Aviv standen am Dienstagabend und Mittwochvormittag lediglich zwei Trainingseinheiten inklusive Videostudium zur Verfügung, um die wichtigsten taktischen Dinge zu erarbeiten. Prokops Anspruch ist dennoch hoch: «Alle spielen in der Bundesliga und haben die entsprechende Qualität. Die will ich sehen.»
Die junge Mannschaft wird ihr Leistungsvermögen ausschöpfen müssen, denn für Israel (4:4) geht es im Fernduell mit Polen (2:6) um viel. Gelingt gegen die DHB-Auswahl ein Sieg, wäre die EM-Teilnahme greifbar nahe. Prokop hat insbesondere vor der Kampfkraft des Gegners Respekt. Seine Forderung: «Wir müssen alles reinhauen.»