Am Freitagnachmittag durfte Henk Groener endlich in sein Auto steigen.
Seine Koffer hatte der Bundestrainer der deutschen Handballerinnen ohnehin längst gepackt, nach einem negativen Corona-Test konnte er nun auch die stundenlange Fahrt zur Europameisterschaft in Dänemark antreten. Ob der 60-Jährige nach tagelanger Quarantäne wegen eines ursprünglich positiven Tests gegen Norwegen am Samstag (18.15 Uhr) an der Seitenlinie stehen kann, bleibt jedoch offen.
Nach seiner Ankunft in Kolding muss Groener einen weiteren Test machen. Anschließend wird er sich in seinem Hotelzimmer isolieren müssen. Und nur wenn ein negatives Ergebnis dieses Tests rechtzeitig vorliegt, darf der Niederländer sein Team im richtungsweisenden zweiten Gruppenspiel betreuen.
Groener sitze bereits „auf heißen Kohlen“, hatte sein Co-Trainer Alexander Koke kurz vor der Abreise des Niederländers gesagt. „Ich kann mir vorstellen, dass das Auto schon in der Garage warmläuft, damit er sofort starten kann.“ Laut eigener Aussage war Groener ohnehin längst genesen, nur das negative Testergebnis fehlte noch. Wenig später durfte er sich dann auf den Weg nach Kolding machen.
Der Start ins Turnier war der DHB-Auswahl auch ohne ihn geglückt. Nach dem Sieg gegen Rumänien wäre mit einem weiteren Sieg gegen Norwegen bereits der Einzug in die Hauptrunde perfekt. Sollte Polen vorab auch sein zweites Gruppenspiel gegen Rumänien verlieren, würde bereits ein Remis gegen Norwegen reichen. Die besten drei Teams jeder Vierergruppe schaffen den Sprung in die nächste Turnierphase. Trotz der vermeintlich komfortablen Ausgangslage ist die deutsche Mannschaft gewarnt. Denn nun trifft sie auf eines der besten Teams bei dieser Europameisterschaft.
„Norwegen ist einer der Topfavoriten in diesem Turnier, und das ist für unsere Mannschaft eine große Herausforderung“, sagte Koke. Zwischenzeitliche Schwächephasen wie gegen Rumänien darf sich das deutsche Team gegen die Norwegerinnen um Welthandballerin Stine Bredal Oftedal nicht erlauben. Am Donnerstagabend hatte Kokes Mannschaft zwar über weite Strecken in Abwehr und Angriff überzeugt. In manchen Phasen des Spiels war dagegen fast nichts gelungen.
„Ein einfacher Passfehler bedeutet gegen Norwegen eigentlich direkt ein Gegentor“, warnte Rückraumspielerin Julia Maidhof. „Wir müssen es schaffen, nicht diese Höhen und Tiefen zu haben, sondern möglichst auf einem Niveau zu spielen – einem hohen Niveau.“ Gelingt das nicht, könnte der DHB-Auswahl ein ähnliches Schicksal wie den Polinnen drohen, die ihr Auftaktspiel klar mit 22:35 gegen Norwegen verloren hatten.
Selbst bei einer Niederlage hätte die deutsche Mannschaft jedoch noch alles in der eigenen Hand. Das Halbfinale bleibt das Ziel, und gerade dem Bundestrainer käme es nach seiner verspäteten Anfahrt wohl sehr gelegen, nicht ganz so schnell wieder die Abreise antreten zu müssen.