„Die Bundesliga ist Segen und Fluch zugleich. In ihr wird Handball auf höchstem Niveau gespielt, aber bei normalerweise 18, jetzt sogar aufgrund der Corona-Pandemie 20 Clubs bleibt nun mal kaum Zeit für die Nationalmannschaft“, sagte Gislason dem „Hamburger Abendblatt“. „Darüber müssen sich alle im Klaren sein, das ist der Preis. Andere Nationen haben 12er- oder 14er-Ligen.“
Der verspätete Saisonbeginn im Oktober wegen der Corona-Pandemie und der Zwang, 38 Spieltage bis Juni zu absolvieren, erschwert die Lage. „Die Konsequenz ist, dass noch kein Nationaltrainer weniger Zeit zur Vorbereitung hatte als ich. Vor Olympia, falls wir uns qualifizieren sollten, wird die Lage ähnlich sein“, sagte der 61-jährige Isländer.
Gislason plädiert für eine Liga mit 16 Clubs. „Die sollten wir mittelfristig anstreben. Aber dann, argumentieren die Vereine, würden ihnen die Zuschauereinnahmen von zwei Heimspielen fehlen, um ihre Spieler zu bezahlen. Ich fürchte, da wird sich wenig ändern.“ Seit 20 Jahren beklage er zunehmende Belastungen. „Aber sie sind nicht weniger, sondern im Gegenteil durch zusätzliche internationale Wettbewerbe immer mehr geworden“, sagte Gislason.
Stehen Top-Spieler nicht zur Verfügung wie bei der WM unlängst, sind Alternativen rar. „Da war in den Clubs extrem wenig Auswahl an deutschen Spielern“, klagte der Isländer, der mit dem SC Magdeburg und dem THW Kiel dreimal die Champions League gewann. „Die Bundesliga als stärkste Liga der Welt mag (….) bei der Entwicklung von Talenten eher hinder- als förderlich sein, weil vielen Clubs verständlicherweise der Erfolg näher liegt als die Ausbildung junger Spieler.“