Seine Zeit als Bundestrainer war ein großes Missverständnis – nun soll Christian Prokop die TSV Hannover-Burgdorf zu neuen Erfolgen führen.
Fast 17 Monate nach dem Rauswurf beim Deutschen Handball-Bund meldet sich der 42-Jährige als Coach des Handball-Bundesligisten zurück. Prokop erhält bei den Niedersachsen einen Vertrag bis 2023, wie der Club mitteilte. Er folgt auf Carlos Ortega, der in seine Heimat zum Champions-League-Sieger FC Barcelona zurückkehrt.
„Die TSV Hannover-Burgdorf ist ein ehrgeiziger Verein mit einem modernen Image. Mir imponiert seit Jahren die Entwicklung und Integration eigener Nachwuchsspieler in das Bundesligateam“, sagte Prokop laut Vereinsmitteilung. „Zudem freue ich mich auf eine hungrige Mannschaft, die eine gute Rolle in der Liga spielen möchte.“
2017 hatte er seinen Job als Coach des SC DHfK Leipzig aufgegeben und die Nachfolge von Dagur Sigurdsson als Bundestrainer angetreten. Der DHB hatte dafür eine Ablöse von 500.000 Euro an die Sachsen gezahlt und Prokop mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet.
Weiterhin guter Ruf
Doch die Rechnung ging nicht auf: Nachdem Prokop mit der DHB-Auswahl bei der EM 2018, der Heim-WM 2019 und der EM 2020 jeweils ohne die erhoffte Medaille blieb, trennte sich der Verband im Februar des vergangenen Jahres vorzeitig von ihm und verpflichtete Routinier Alfred Gislason. Nach seiner Freistellung hatte sich Prokop, der die DHB-Auswahl nicht auf ein neues sportliches Level führen konnte, aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Sein Vertrag mit dem Deutschen Handball-Bund wird zum 30. Juni aufgelöst.
Trotz seines Scheiterns als Bundestrainer genießt Prokop in der Branche weiter einen guten Ruf. „Christian hat in der Vergangenheit Mannschaften auf Top-Niveau trainiert und steht für Handball mit ausgeprägtem Kampfgeist, hoher Attraktivität und großer Leidenschaft, den wir unseren Fans bieten wollen“, sagte Hannovers Sportlicher Leiter Sven-Sören Christophersen. Prokop verfüge über die ausgeprägte Fähigkeit, junge Spieler weiterzuentwickeln. Damit passe er „hervorragend“ in die Vereinsphilosophie.
Der aktuelle Trainer und frühere Weltklasse-Handballer Ortega hatte Hannover-Burgdorf 2017 übernommen. Unter dem Spanier erreichte die Mannschaft dreimal in Serie das Pokal-Final-Turnier in Hamburg. Zweimal qualifizierte sich das Team für den EHF-Cup und erreichte in der Spielzeit 2019/20 mit Rang vier die beste Platzierung in der Bundesliga-Geschichte des Clubs.