Dinah Eckerle kennt das bittere Gefühl des Scheiterns mit den deutschen Handball-Frauen nur zu gut.
Ob bei der Weltmeisterschaft 2017 und 2019 oder der Europameisterschaft 2018 und 2020 – stets versagten der DHB-Auswahl im entscheidenden Moment eines großen Turniers die Nerven. Auch die Torfrau vergoss darüber manche Träne.
Doch dieses Mal soll alles anders werden. Mit einem Sieg im zweiten WM-Hauptrundenspiel gegen Südkorea an diesem Freitag (15.30 Uhr/Sportdeutschland.tv) in Granollers will die deutsche Mannschaft vorzeitig das Ticket für das Viertelfinale lösen und die bösen Geister der Vergangenheit verscheuchen. „Das Allerwichtigste ist: Wenn bei uns der Fokus nicht zu 100 Prozent da ist, gibt es einen deutlichen Leistungsabfall“, mahnte Bundestrainer Henk Groener.
Torhüterin im Fokus
Im Showdown mit dem Asienmeister wird es auch auf die Nummer 1 zwischen den Pfosten ankommen, die im Turnier noch nicht so recht glänzen konnte. Von 66 Würfen parierte Eckerle 18. Das entspricht zwar einer ordentlichen Quote (27 Prozent), mit der sie bislang aber klar im Schatten von Katharina Filter steht. Die WM-Debütantin wehrte in ihrer Einsatzzeit 40 Prozent der Bälle ab (25 von 62).
Für Eckerle sind das jedoch nur Zahlenspiele. Die nur 1,70 Meter große Torfrau, die ihr erstes Turnier 2016 bei der EM in Schweden bestritt, weiß um ihr Potenzial und Können. „Es sind natürlich einige Toptorhüterinnen unterwegs. Ich weiß, dass ich manchen aufgrund der Größe körperlich unterlegen bin. Aber ich muss mich vor keiner verstecken“, sagte Eckerle kurz vor der WM selbstbewusst.
Nach der turbulenten Vorsaison, in der sie zunächst im ungarischen Siofok spielte und dann im französischen Metz, steht die 26-Jährige seit Beginn dieser Spielzeit beim Team Esbjerg unter Vertrag. „Es ging etwas holprig zu in meinem Leben“, beschrieb sie die erste unstete Phase in ihrer Karriere. In Dänemark hat sie nun ihre innere Ruhe wiedergefunden.
Bundestrainer mit klarem Plan
Bereits mit 13 Jahren verließ Eckerle ihr Elternhaus im baden-württembergischen Leonberg und wechselte aufs Internat in Erfurt. „Das war der Startschuss in den professionellen Handball. Ich wollte das damals unbedingt. Ich war Feuer und Flamme, meine Eltern nicht so“, berichtete die Torhüterin. Sieben Jahre spielte sie in der Bundesliga für den Thüringer HC, danach zwei Jahre bei der SG BBM Bietigheim, ehe der Wechsel ins Ausland erfolgte. Ihre Bilanz: „Die Mühen haben sich gelohnt. Ich würde es immer wieder so machen.“
Für die DHB-Auswahl bestreitet Eckerle gegen Südkorea ihr 73. Länderspiel. Das will sie in guter Erinnerung behalten – und danach wieder mit ihren Teamkolleginnen jubeln. Der Bundestrainer hat dafür einen klaren Plan entwickelt. Der Gegner verfüge zwar über ein schnelles Spiel und eine stabile Abwehr, sei jedoch anfällig im Rückzugsverhalten. „Da ergeben sich für uns Möglichkeiten. Wir müssen sie vor Probleme in deren Angriff stellen, dann unser Tempospiel aufziehen und bessere Abschlüsse zeigen als zuletzt gegen Kongo – dann geben wir uns selbst mehr Sicherheit“, sagte Groener.