Der Blick auf die Tabelle der Bundesliga könnte bei den Handballern der SG Flensburg-Handewitt als willkommener Energie- und Motivationsschub für den Jahresendspurt dienen. Platz eins, 19:3 Punkte, dabei die höchsten Auswärtshürden Kiel und Löwen bereits abgehakt – selbst wenn es nur eine Momentaufnahme ist: Die SG steht trotz personeller Rückschläge sportlich prima da.
Sechs Punkte bis SIlvester?
„Diese Bilanz zeigt, dass wir bislang einen guten Job gemacht haben“, sagte Trainer Maik Machulla nach dem souveränen 35:28-Heimsieg gegen TuSEM Essen und vor dem dreiteiligen Restprogramm 2020 mit Spielen in Ludwigshafen, gegen Erlangen und in Leipzig. Auch wenn die drei Gegner in die Kategorie „gefährlich“ einzuordnen sind, ist es keine allzu gewagte Prognose, dass die SG am Jahresende mit 25:3 Punkten weiter die Tabelle vor dem THW Kiel (derzeit 18:2), der nur noch zwei Ligaspiele bis zur WM-Pause bestreiten soll, anführt.
Das Kräftemessen mit dem Aufsteiger aus Essen war aus Flensburger Sicht schnell verdaut. Es bestand nie richtig die Gefahr, dass die imposante Serie von nunmehr 43 Heimsiegen in der Liga reißen könnte. Wenngleich Rückraumspieler Magnus Röd nach dem „Pflichtsieg“ meinte: „Wir hätten es uns einfacher machen und den Deckel etwas früher auf die Partie packen können.“
Auf der Felge
Ein Schönheitsfehler, der dem Umstand geschuldet ist, dass dem SG-Motor – im Rückraum fehlen die verletzten Lasse Möller und Franz Semper und der angeschlagene Göran Sögard – aktuell nicht die volle PS-Zahl zur Verfügung steht. „Man merkt schon: Wir fahren auf der Felge“, meinte Coach Machulla. „Auch solch ein Spiel kostet viel Kraft, weil wir wenig Alternativen haben.“
Trotzdem überwog nach dem Abpfiff des Geisterspiels in der Flens-Arena der Optimismus. Er habe viele Lichtblicke gesehen, erklärte Machulla. Dazu zähle das Angriffsspiel seiner Mannschaft, die schön den Ball habe laufen lassen und viele richtige Entscheidungen getroffen habe. Ein Sonderlob verdienten sich der treffsichere Hampus Wanne, der dynamische Magnus Röd und der deckungsstarke Simon Hald, die allesamt auf dem Weg zurück zu alter Stärke sind.
Golla betreibt Werbung
Einer aber stach an diesem Abend aus einem Team ohne Ausfälle heraus: Johannes Golla. Der Kreisläufer begeisterte mit gewaltigem Durchsetzungsvermögen (acht Tore) und enormem Einsatzwillen und bewies einmal mehr seine große Bedeutung für die SG – vorne wie hinten. Sein Auftritt war beste Werbung für eine WM-Nominierung. Nach dem Verzicht des etatmäßigen Innenblocks mit Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Finn Lemke scheint für Bundestrainer Alfred Gislason kein Weg mehr am 23-jährigen Kraftpaket vorbeizuführen.
Große Belastung, große Sorge
Ein Aspekt, der bei seinem Vereinstrainer Sorgenfalten hervorruft. „Da könnte in Ägypten eine enorme Belastung auf Johannes zukommen. Wir sind besorgt darüber, in welch körperlichen Zustand er dann heimkehre würde“, gestand Machulla. Und was denkt der SG-Trainer zum Absage des THW-Trios um Wiencek, Pekeler und Steffen Weinhold? „Das nehmen wir hier in Flensburg natürlich zur Kenntnis“, sagte er vielsagend.