Wien (dpa) – Die Europäische Handballföderation (EHF) hat mit der Absage zahlreicher Wettbewerbe auf die Corona-Krise reagiert und den deutschen Handballern vorzeitig ein WM-Ticket beschert.
Auch die deutschen Frauen stehen nach dem Abbruch der EM-Qualifikation in der Endrunde der Europameisterschaft im Dezember in Dänemark und Norwegen. Zudem sicherte sich der THW Kiel durch das umfassende Abbruch-Paket der EHF als erstes deutsches Team seit 2016 die Teilnahme am Finalturnier der Champions League Ende Dezember in Köln. Aber wie genau konnte es zu diesen Entscheidungen kommen? Und was wurde noch beschlossen?
WM-QUALIFIKATION DER MÄNNER: Die Playoffs auf dem Weg zur Weltmeisterschaft im Januar in Ägypten wurden abgesagt. Die deutsche Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason hätte im Sommer eigentlich zwei Spiele gegen die Ukraine bestritten, stattdessen steht die DHB-Auswahl nun automatisch in der WM-Endrunde. Das hat damit zu tun, dass die EHF den bestplatzierten Teams der vergangenen Europameisterschaft ein WM-Ticket zusicherte. Als EM-Fünfter zählt Deutschland zu diesem Kreis. Daneben stehen unter anderem auch Europameister Spanien, Vize-Europameister Kroatien, der EM-Dritte Norwegen oder Österreich als EM-Achter in der WM-Endrunde.
OLYMPIA-QUALIFIKATION DER MÄNNER: Die DHB-Auswahl muss sich dagegen weiterhin für die in den Sommer 2021 verlegten Olympischen Spiele qualifizieren. Der Weltverband IHF möchte das entsprechende Quali-Turnier im Frühjahr 2021 austragen. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Qualifikationsspiele der deutschen Mannschaft für die EM 2022. Diese sollen nun – anstatt wie ursprünglich geplant im Frühjahr – vom 6. bis 9. Januar 2021 ausgetragen werden, also kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft in Ägypten.
EM-QUALIFIKATION DER FRAUEN: Die verbleibenden Qualifikationsspiele für die EM im Dezember wurden abgesagt. Das deutsche Damen-Team von Bundestrainer Henk Groener steht dennoch als Teilnehmer fest, da die EHF die Platzierungen bei der Europameisterschaft 2018 als Kriterium heranzog. Die Gruppenauslosung für die kommende EM soll am 18. Juni in Wien stattfinden. Das Turnier soll vom 3. bis 20. Dezember in Dänemark und Norwegen ausgetragen werden.
CHAMPIONS LEAGUE DER MÄNNER: Die Achtel- und Viertelfinalspiele der Königsklasse wurden abgesagt. Stattdessen steht der THW Kiel automatisch im Finalturnier um die begehrte Trophäe am 28. und 29. Dezember in Köln. Die EHF gab den je zwei besten Teams der Vorrundengruppen A und B ein Ticket für das Final Four, neben dem THW sind das Paris Saint-Germain HB, Telekom Veszprem HC und der FC Barcelona. Ursprünglich hätten die Kieler als Gruppensieger noch zwei Viertelfinalspiele bestreiten müssen.
Für die SG Flensburg-Handewitt als zweitem deutschen Teilnehmer endet der Wettbewerb vorzeitig. Die SG hätte im Achtelfinale gegen Montpellier gespielt.
EHF-POKAL DER MÄNNER: Für die Füchse Berlin, die MT Melsungen, den SC Magdeburg und die Rhein-Neckar Löwen ist ebenso wie für die Flensburger die europäische Saison beendet. Denn der EHF-Pokal wurde abgebrochen. Damit steht auch fest, dass das ursprünglich für den 29. und 30. August in Berlin geplante Finalturnier ausfällt. «Dies ist der nächste wirtschaftliche Schaden für die Füchse, aber aufgrund der Situation leider nicht vermeidbar», sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning. «Wir werden jetzt einen Antrag stellen, um im nächsten Jahr einen EHF-Startplatz zu bekommen.»
CHAMPIONS LEAGUE DER FRAUEN: Die für Juni vorgesehenen Viertelfinals wurden abgesagt. Das Finalturnier am 5. und 6. September in Budapest soll aber – Stand jetzt – weiter stattfinden. Sollte das nicht funktionieren, soll ein neuer Termin im Oktober gesucht werden. Deutsche Teams sind davon nicht betroffen – ebenso wenig von der Absage des EHF-Pokals der Frauen.