Wien (dpa) – Nach einer Generalprobe ohne Glanz und Gloria schworen sich Deutschlands Handballer beim gemeinsamen Abendessen auf die Medaillen-Mission bei der Europameisterschaft ein.
Auch wenn beim 32:28 (15:14) gegen Österreich vor allem in der Offensive einige Wünsche offen blieben, machte der Sieg im letzten EM-Test am Montag in Wien Appetit auf die Endrunde. «Wir freuen uns sehr und gehen mit einem guten Gefühl in die Endrunde, weil wir um unser Selbstvertrauen wissen», sagte Bundestrainer Christian Prokop.
Auch der sonst stets kritische DHB-Vizepräsident Bob Hanning maß der Partie, in der längst nicht alles rund lief, keinen allzu großen Stellenwert bei: «Das ist bedeutungslos für die Ergebnisse bei der Europameisterschaft. Wir nehmen eine positive Grundstimmung mit ins Turnier.»
Vor 5000 Zuschauern waren Linksaußen Patrick Zieker mit sechs Toren und Kreisläufer Jannik Kohlbacher (5) die besten Werfer für den WM-Vierten. Der fliegt am Dienstag voller Zuversicht nach Trondheim, wo in der Vorrunde die EM-Neulinge Niederlande und Lettland sowie Titelverteidiger Spanien die Gegner sind.
«Ich bin über weite Strecken zufrieden, man hat aber auch gesehen, woran wir arbeiten müssen in den nächsten zwei Tagen», sagte Prokop nach dem zweiten Sieg im zweiten Testspiel. Am vergangenen Samstag hatte sich die DHB-Auswahl gegen Island mit 33:25 durchgesetzt.
«Wir haben viel probiert, viel gewechselt, es sind viele wichtige Erkenntnisse dazu gekommen. Trotzdem konnten wir gewinnen, auch das ist wichtig», betonte der 41-Jährige und gab die Richtung für die EM vor: «Wenn wir die Konzentration und die Konsequenz über 60 Minuten hoch halten, ist die Mannschaft schwer auszurechnen.»
Gegen Österreich wurde die DHB-Auswahl erst im zweiten Durchgang besser und setzte sich auch wegen einer erneut starken Leistung von Torhüter Johannes Bitter letztlich verdient durch. Zuvor hatten Kapitän Uwe Gensheimer, Hendrik Pekeler, Paul Drux und Co. zahlreiche gute Gelegenheiten vergeben. «Wir haben zu viele leichte Fehler gemacht und waren zu undiszipliniert im Abschluss», analysierte Gensheimer. «Da müssen wir klarer im Kopf sein.»
Ähnlich sah es Torwart Andreas Wolff. «Es waren einige Unkonzentriertheiten dabei, die können wir bei der EM nicht gebrauchen», sagte der 28-Jährige. «Die Österreicher haben uns phasenweise ganz schön in die Bredouille gebracht.»
Das lag in der ersten Halbzeit auch an dem DHB-Keeper, der nicht seinen besten Tag erwischte und schon Mitte des ersten Durchgangs vor sich hin schimpfte. Seine österreichischen Kollegen Thomas Bauer und Thomas Eichberger brachten die DHB-Auswahl dagegen phasenweise zur Verzweiflung. «Dass andere Mannschaften auch Torhüter haben, ist klar. Aber da müssen wir konsequenter sein», forderte Teammanager Oliver Roggisch zur Pause.
Besser wurde es aber erst nach einer Standpauke von Prokop, der nicht einmal zehn Minuten nach Wiederbeginn eine Auszeit zur nächsten Manöverkritik nutzte. «Spielt nicht irgendwas, als würden wir das erste Mal zusammen spielen», kritisierte der Coach sein Team.
Bis zum Turnierauftakt am 9. Januar gegen die Niederlande muss Prokop noch einen Spieler aus seinem Aufgebot streichen. Wer das sein wird, ließ er am Montag offen. Möglicherweise gehen am Dienstagvormittag sogar alle 17 Spieler, die bei der Vorbereitung dabei waren, an Bord. Unabhängig vom Personal kündigte Kreisläufer Kohlbacher an: «Jeder ist heiß auf das Turnier und wird sich zu 100 Prozent reinhauen.»