Hannover (dpa) – Alles passte Christian Prokop zwar noch nicht. Aber was den Handball-Bundestrainer nach dem 24:23-Sieg gegen Kroatien sichtlich zufrieden stimmte, war folgende Erkenntnis:
«Das Wichtigste vom Fazit her ist, dass wir Kroatien nicht mit Glück bezwungen haben», sagte der 40-Jährige nach dem letzten Länderspiel des Jahres in Hannover.
Tatsächlich hatte sich sein Team 75 Tage vor dem Start in die Europameisterschaft vor 9967 Zuschauern beim «Tag des Handballs» phasenweise stark präsentiert.
Das galt auch für die deutschen Handballerinnen, die kurz nach dem Erfolg der Männer ebenfalls auf Kroatien trafen – und noch deutlicher gewannen. Nur noch knapp ein Monat bleibt der Mannschaft von Bundestrainer Henk Groener bis zum Auftaktspiel bei der WM in Japan, und beim 32:23-Erfolg unterstrich seine Mannschaft ihre aufsteigende Form. «Das konnten wir heute nochmal gut machen», sagte Top-Talent Emily Bölk drei Tage nach dem enttäuschenden 21:21 im ersten Testspiel gegen die Kroatinnen in Zagreb.
In den Fokus spielte sich am Samstag aber vor allem Torhüter Dario Quenstedt. Der Keeper des THW Kiel hatte Prokops Mannschaft mit einem gehaltenen Siebenmeter unmittelbar vor dem Abpfiff überhaupt erst den Sieg gesichert. Im Duell um das EM-Ticket mit dem nicht nominierten Routinier Silvio Heinevetter sammelte Quenstedt einige Pluspunkte, auch wenn Prokop im Anschluss betonte, dass der Kieler sich damit noch keinen Kaderplatz für die EM gesichert habe.
Bester Werfer der deutschen Mannschaft war Uwe Gensheimer, der sich an seinem 33. Geburtstag mit sechs Treffern belohnte. Die fast 10 000 Fans hatten ihn vorher mit einem Geburtstagsständchen gefeiert. Am 9. Januar startet der Kapitän dann mit der DHB-Auswahl gegen die Niederlande in Trondheim in die Europameisterschaft. Die Partie gegen die Kroaten war Prokops letzte Gelegenheit in diesem Jahr, seine Spieler unter Wettkampfbedingungen zu testen. Und sie brachte ihm die Erkenntnis, dass er sich in den verbleibenden zweieinhalb Monaten vor allem über den Spielaufbau Gedanken machen muss.
Die meisten Angriffe seines Teams folgten in Hannover zwar einem klaren Plan, dieser wurde allerdings durch Pass- oder Konzentrationsschwächen immer wieder zunichte gemacht. Dadurch kamen die anfangs zurückhaltenden Gäste überhaupt erst ins Spiel. «Wir haben am Anfang zu viele Bälle verworfen und zu viele Stürmerfouls begangen», sagte Prokop im Anschluss.
Dem Bundestrainer fehlt spätestens nach dem dritten Kreuzbandriss von Simon Ernst ein Spielmacher. Weil auch der bei der Heim-WM starke Routinier Martin Strobel noch nicht wieder fit ist, spielte gegen Kroatien hauptsächlich Fabian Wiede auf Rückraum Mitte. Der Linkshänder zeigte gute Ansätze, dass sich die DHB-Auswahl im Laufe des Spiels steigerte, lag aber vor allen am starken Torhüter Quenstedt.
Der Keeper des THW Kiel wehrte etliche Versuche der Gäste ab und lief zeitweise zur Höchstform auf, blieb im Anschluss aber bescheiden. «Ich bin soweit zufrieden», sagte er schmunzelnd. Da sich die DHB-Auswahl im Angriff aber auch in der Folge immer wieder Abspielfehler leistete oder Chancen nicht nutzte, blieb die Partie bis zum Schluss spannend.