Deutschlands Handballer haben trotz einer ansprechenden Vorstellung gleich zum Auftakt ihrer olympischen Gold-Mission in Tokio einen Rückschlag hinnehmen müssen.
„Wir haben ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Ich denke, wir haben am Ende ein bisschen Pech gehabt“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason am Samstag im ZDF nach dem 27:28 (13:12) gegen Europameister Spanien. Durch die Niederlage steht die DHB-Auswahl in der schweren Gruppe A bereits unter Druck.
In der Schlussphase war gegen Gislasons Mannschaft zweimal Stürmerfoul gepfiffen und ihr damit die Chance zum Ausgleich genommen worden. „Ärgerlich ist das schon, dass die Spanier ein wenig Bonus hatten bei diese Entscheidungen“, sagte der Isländer.
Torwart Johannes Bitter ärgerte sich zudem über das Verhalten des Gegners in den letzten Minuten. „Das sind Sachen, die man im Handball nicht sehen möchte“, sagte der 38-Jährige. Ein Gegenspieler habe den Ball mit Absicht nass gemacht, „damit wir einen Nachteil haben und einen technischen Fehler machen“. So spiele man wohl auf diesem Niveau manchmal, fügte er sarkastisch hinzu. „Vielleicht bin ich noch nicht auf dem Niveau, dass ich das machen muss.“
Vor leeren Rängen im Yoyogi National Stadium war Steffen Weinhold mit fünf Toren bester Werfer für das deutsche Team. Gegen Argentinien ist am kommenden Montag ein Sieg Pflicht, um die Chancen auf das Viertelfinale zu erhalten. „Bei Olympia gibt es keine Pflichtsiege“, warnte Gislason. „Es wird nicht einfach.“ Die Südamerikaner unterlagen am Samstag dem Rekord-Weltmeister Frankreich mit 27:33. Der EM-Dritte Norwegen bezwang Brasilien mit 27:24.
Stabile Abwehr, aber Schwächen im Angriff
Anders als bei der 28:32-Niederlage bei der WM im Januar war die DHB-Auswahl gegen Spanien sofort auf Betriebstemperatur, auch wenn in der Startphase vor allem im Angriff nicht alles klappte. Dafür stand die Abwehr stabil, dahinter war Torwart Bitter der erhoffte Rückhalt. Der künftige Hamburger, der schon 2008 beim Vorrunden-Aus in Peking dabei war, hatte den Vorzug vor Andreas Wolff erhalten und rechtfertigte das Vertrauen mit einer starken Leistung.
So ließ sich die deutsche Mannschaft auch von einem schnellen Zwei-Tore-Rückstand nicht beeindrucken und übernahm Mitte der ersten Halbzeit die Kontrolle. Beim 9:6 in der 18. Minute gelang dem Olympia-Dritten von Rio erstmals eine Drei-Tore-Führung.
Doch plötzlich stellten sich wieder die alten Schwächen im Abschluss ein, so dass die routinierten Spanier zum 10:10 ausglichen. In der Schlussphase überstand die DHB-Auswahl eine doppelte Unterzahl und nahm eine knappe Führung mit in die Halbzeit.
Diese wurde nach Wiederbeginn durch einige Unkonzentriertheiten jedoch schnell verspielt. Gegen die unbequeme spanische Abwehr fand die DHB-Auswahl in dieser Phase kaum Lösungen und lag beim 16:19 (39.) erstmals mit drei Toren zurück. Die Gislason-Schützlinge gaben nicht auf. Mitte der zweiten Halbzeit war die Partie beim Stand von 21:21 wieder offen. Doch in der Schlussphase fehlte dem deutschen Team das nötige Quäntchen, um als Sieger vom Parkett zu gehen.