Trondheim (dpa) – Aus den Lautsprecherboxen dröhnte der Schlager-Klassiker «Ein Bett im Kornfeld», aber auch das versetzte die deutschen Handballer nach dem glanzlosen 34:23 (15:13)-EM-Auftaktsieg gegen die Niederlande nicht in Partystimmung.
Immerhin hatten der früh des Feldes verwiesene Kapitän Uwe Gensheimer & Co. beim lockeren Abklatschen ihr Lächeln wiedergefunden. «Der Spielverlauf war deutlich zäher als es das Ergebnis vermuten lässt. Wir hatten lange zu knabbern», sagte Bundestrainer Christian Prokop im ZDF und verteilte ein Extralob an den starken Torwart Andreas Wolff: «Dank der Torhüterleistung ist es gut ausgegangen. Andi war in den entscheidenden Phasen zur Stelle und hat den Niederländern den Zahn gezogen.»
Vor 4000 Zuschauern in Trondheim verbreitete der WM-Vierte noch nicht den erhofften Glanz und tat sich lange äußerst schwer. Beste Werfer für das deutsche Team waren Rückraumspieler Kai Häfner und Kreisläufer Jannik Kohlbacher mit jeweils fünf Toren. «Es war ein schwieriges Auftaktmatch», befand Gensheimer. «Wir haben zu viele Chancen ausgelassen. Das müssen wir dringend und schleunigst verbessern.» Denn schon am Samstag steht das erste Schlüsselspiel der Endrunde gegen Titelverteidiger Spanien an. «Da müssen wir zulegen», sagte Häfner.
Die deutsche Mannschaft benötigte einige Minuten, um im Turnier anzukommen. Zwei technische Fehler zu Beginn und ein verworfener Siebenmeter von Gensheimer waren Ausdruck der Anfangsnervosität. So dauerte es bis zur 8. Minute, ehe der WM-Vierte beim 4:3 erstmals in Führung ging.
Nun lief es zunächst rund im Spiel der DHB-Auswahl, die sich bis Mitte der ersten Halbzeit auf sechs Tore absetzte (10:4/15). Ausgerechnet ein eigener Siebenmeter wurde kurz darauf zum Nachteil für Deutschland: Gensheimer traf Oranje-Torwart Bart Ravensbergen vom Bundesliga-Aufsteiger HSG Nordhorn-Lingen mit seinem Wurf im Gesicht und sah dafür die Rote Karte. «Das hat sich nicht gut angefühlt», berichtete Gensheimer nach dem Abpfiff. «Jetzt kann ich zum Glück wieder locker sein.»
Die Herausstellung des 33 Jahre alten Weltklasse-Linksaußen von den Rhein-Neckar Löwen brachte das DHB-Team aus dem Tritt. Leichte Fehler im Angriff und ungewohnt große Lücken in der Abwehr führten dazu, dass der komfortable Vorsprung beim 12:11 (24.) fast verspielt war. «Nach der Roten Karte gab einen Bruch, da kam etwas Unruhe rein. Wir haben gebraucht, um uns wieder zu sammeln», analysierte Prokop.
Bis zur Pause wurde es jedoch kaum besser. Nur dank Wolff, der im ersten Durchgang 39 Prozent der niederländischen Würfe abwehrte, ging es zumindest mit einer knappen Führung in die Kabine. Auch nach dem Wechsel ließ die von Prokop geforderte Steigerung zunächst auf sich warten.
Erst Mitte der zweiten Halbzeit fand sein Team seinen Rhythmus wieder und setzte sich kontinuierlich ab, weil Wolff seinen Kasten phasenweise vernagelte. «Als die Abwehr ihren Job wieder gemacht hat konnte auch ich glänzen», befand der 28-Jährige.
Den Niederländern ging nun zunehmend der Sprit aus, was dem DHB-Team viele einfache Tore ermöglichte. So stand letztlich doch noch ein deutlicher Erfolg auf der Habenseite, der Selbstvertrauen für den Turnierverlauf geben sollte.