Der THW Kiel will das verspätete Triple perfekt machen

Endlich. Mit einer Verspätung von 424 Tagen bekommt der THW Kiel die Gelegenheit, die Saison 2019/20 zu einer perfekten zu machen und sich nach dem Gewinn der Meisterschaft und der Champions League auch mit dem nationalen Handball-Pokal zu krönen. Es wäre nach 2007 und 2012 das dritte Triple der Vereinsgeschichte.

Das ursprünglich für den 4./5. April 2020 vorgesehene Final-Four-Turnier in der Hamburger Barclaycard Arena musste wegen der Corona-Pandemie ebenso verschoben werden wie auch der Ausweichtermin am 27./28. Februar 2021. „Jetzt freuen wir uns aber, dass es losgeht. Der letzte Titel ist schon etwas her, das macht das Ganze ungewöhnlich“, sagt THW-Geschäftsführer Viktor Szilágyi.

Im ersten Halbfinale trifft der amtierende Pokalgewinner am Donnerstag (17 Uhr/ZDF und Sky) auf den TBV Lemgo Lippe. Anschließend stehen sich die MT Melsungen und die TSV Hannover-Burgdorf gegenüber (19.30 Uhr/Sky Sport News HD). Das Finale wird am Freitag um 17.30 Uhr (ARD und Sky) angepfiffen.

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2000 Fans zugelassen

Das Endrundenturnier in Hamburg um den nationalen Pokal zählt ob seiner einzigartigen Atmosphäre zu den Highlights im jährlichen Terminkalender der Profis. Allerdings dürfte das Stimmungsbarometer in diesem Jahr kaum Spitzenwerte erreichen. Die riesige Multifunktionsarena im Altonaer Volkspark mit einem Fassungsvermögen von 13.000 Zuschauern wird an beiden Tagen nur mit jeweils 2000 Fans gefüllt sein. „Natürlich ist es schade, dass wir nicht vor voller Halle spielen können. Aber so wie ich unsere Fans kenne, werden die einen Riesenlärm machen“, sagt Kiels Rechtsaußen Sven Ehrig, für den es die erste Teilnahme am Final Four ist.

 

THW der große Favorit

Eine Sensation wäre es sicher nicht. Die Kieler sind in ihrem Halbfinale großer Favorit. Nicht nur, weil man in der Liga zehn Plätze vor dem TBV steht (1./11.), in 32 Spielen fast doppelt so viele Punkte (59/31) wie der Gegner geholt und den jüngsten Vergleich vor eineinhalb Wochen mit 30:25 in Lemgo gewonnen hat.

„Die Kieler haben schon viele Do-or-Die-Spiele bestritten. Für den Großteil meiner Jungs ist so ein Event absolutes Neuland. Für uns geht es darum, sich nicht von den Rahmenbedingungen ablenken zu lassen. Wir müssen es hinkriegen, eine Art Normalität zu schaffen, uns nur auf die zwanzig mal vierzig Meter Handballfeld zu konzentrieren“, sagt Lemgos Coach Florian Kehrmann.

Während Kiel (elf Titel) Stammgast in Hamburg ist, war Lemgo (drei) zuletzt 2002 bei einer Endrunde in der Hansestadt dabei – damals allerdings noch in der Alsterdorfer Sporthalle. Ein Event, an das sich Kehrmann gerne zurückerinnert, denn nach einem 25:23-Erfolg über den SC Magdeburg durfte der damalige Rechtsaußen des TBV den Pokal in die Höhe stemmen. Zuvor hatte man im Halbfinale den THW Kiel mit 34:28 aus dem Weg geräumt.

Dahmke warnt

Kehrmann: „Ich denke da an viele Emotionen. Und auch damals waren wir nicht der Favorit. Mit uns hatte keiner gerechnet.“ Deshalb warnt Kiels Linksaußen Rune Dahmke auch davor, den Gegner zu unterschätzen. „Der Halbfinal-Tag ist genauso entscheidend wie ein Finale. Gibst du am ersten Tag des Turniers nicht alles und bringst nicht deine beste Leistung, kann schon alles vorbei sein.“ Dann wäre der Triple-Traum geplatzt. Mit Verspätung.

Pavel Horak bleibt ein „Zebra“

Pavel Horak (38) trägt noch ein weiteres Jahr das THW-Trikot mit der Nummer 28: Der tschechische Rückraumspieler, der 2019 nach Kiel wechselte, hat seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2022 verlängert. „Jetzt wird der THW Kiel meine zweitlängste und mit Abstand erfolgreichste Auslands-Station – ein Wahnsinn“, schwärmt Horak und fügt an: „Ich fühle mich fit für eine weitere Saison.“