Kiel/Mannheim (dpa) – Gerade einmal eine Woche hat Martin Schwalb gebraucht, um den in dieser Saison recht zahmen Rhein-Neckar Löwen den Erfolgshunger zurückzugeben.
Nach drei Siegen aus drei Spielen unter ihrem neuen Trainer reisen die Mannheimer selbstbewusst zum Topspiel der Handball-Bundesliga beim Tabellenführer THW Kiel. «Wir wissen, dass es brutal schwer wird, denn Kiel ist momentan wahrscheinlich die beste Mannschaft in Deutschland. Aber wir fahren dorthin, um etwas mitzunehmen», sagte Löwen-Teammanager Oliver Roggisch vor der seit Wochen ausverkauften Partie am Sonntag (13.30 Uhr/Sky). «Wir haben auch in Kiel eine Chance. Das Wichtigste ist, dass wir daran glauben.»
Mit einem Sieg an der Förde würde der deutsche Meister von 2016 und 2017 das Titelrennen zwischen den Nordrivalen Kiel (42:8 Punkte) und SG Flensburg-Handewitt (40:12) wieder spannend machen und die eigenen Ambitionen auf einen internationalen Startplatz wahren. Ganz nach oben schielen die Mannheimer (34:16) nicht mehr. «Die Meisterschaft werden wir nicht mehr gewinnen», sagte Regisseur Andy Schmid.
Immerhin ist unter Schwalb, der in der Vorwoche für den beurlaubten Isländer Kristjan Andresson verpflichtet worden war, der Spaß am Handball zurückgekehrt. Entsprechend groß ist der Respekt beim THW. «Gegen die Löwen ist es immer ein Spitzenspiel, egal, wo sie derzeit in der Tabelle stehen. Martin Schwalb wird die Mannschaft ordentlich wachrütteln, und sie wird in Zukunft wieder ein anderes Gesicht zeigen», sagte Kreisläufer Hendrik Pekeler.
Der Nationalspieler trug von 2015 bis 2018 das Löwen-Trikot und weiß um das Potenzial der Mannschaft. «Das Grundgerüst ist ja immer noch das gleiche wie zu meiner Zeit – nur, dass alle zwei Jahre älter geworden sind», sagte Pekeler. Zudem hat er beobachtet, dass die Mannheimer unter Schwalb mit mehr Emotionen, mehr Freude und mehr Tempo agieren.
Schon bei Schwalbs Vorstellung hatte Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann das neue Ziel für die bis dahin völlig verkorkste Saison ausgerufen. «Wenn die Mannschaft ihr Potenzial abruft, haben wir durchaus noch die Chance auf Platz zwei», sagte sie. Beim Heimsieg gegen Leipzig am vergangenen Dienstag lieferte das Team auch ohne den verletzten DHB-Kapitän Uwe Gensheimer in den ersten 20 Minuten die bis dahin stärkste Saisonleistung ab.
Der THW ist also gewarnt, zumal er in der Hinrunde beim 25:26 in Mannheim eine ärgerliche Niederlage kassiert hatte. «Die zwei Punkte fehlen uns auf jeden Fall – vor allem, wenn man bedenkt, dass wir zwischenzeitlich schon hoch geführt hatten», so Pekeler im Rückblick.
Am Sonntag wollen die Kieler Revanche nehmen und einen weiteren Schritt zum 21. Titel machen. «Die Sehnsucht nach der Meisterschaft ist riesig, auch weil sie fünf Jahre lang nicht gewonnen wurde. Wir sind Erster und müssen das jetzt schaffen», sagte Ex-Löwe Pekeler in einem Interview des «Mannheimer Morgen». «Über die ganze Saison waren wir bislang die beste Mannschaft. Das wollen wir nun bis zum Ende zeigen.»