Alfred Gislason gab sich nach dem Dämpfer für seine jungen Wilden nicht allzu streng.
„Ich bin natürlich unzufrieden, dass wir verloren und viele Fehler gemacht haben“, sagte der Bundestrainer nach dem 30:32 (17:17) der deutschen Handballer gegen den EM-Sechsten Portugal in Düsseldorf. „Aber ich habe viele wichtige Erkenntnisse gewonnen und bin mit allen Neuen sehr zufrieden. Sie werden viel Druck auf die Arrivierten machen.“
Kromer: „Zu viele Schwankungen gezeigt“
Nach dem gelungenen Neustart der neu formierten DHB-Auswahl mit gleich sieben Debütanten beim 30:28 gegen die Portugiesen am Freitagabend in Luxemburg konnten die Gislason-Schützlinge den 5478 Fans keinen weiteren Sieg schenken. „Wir haben zu viele Schwankungen gezeigt, die für ein junges Team aber normal sind. Das muss man akzeptieren“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. „Es ist klar, dass wir unsere Gegner nicht konstant aus der Halle schießen.“
Beste Werfer im DHB-Team waren Kapitän Johannes Golla, David Schmidt, Marcel Schiller und Lukas Zerbe mit jeweils vier Toren. „Wir haben es nicht geschafft, in der Abwehr kompakt zu stehen. Das hat den Ausschlag gegeben“, resümierte Rechtsaußen Timo Kastening. „Wir machen trotz eines schlechten Tages 30 Tore, das gibt Rückenwind. Wir geben weiter Gas und schauen bei der EM, was rauskommt.“ Beim Kontinentalturnier im Januar kommenden Jahres trifft Deutschland in der Vorrunde auf Österreich, Belarus und Polen.
Anders als im ersten Duell mit den Portugiesen setzte Gislason zu Beginn mit Ausnahme von Rückraumspieler Sebastian Heymann und Kreisläufer Golla ausnahmslos auf Spieler, die am Freitagabend ihr Debüt im DHB-Trikot gegeben hatten. Das tat der Spielfreude zwar keinen Abbruch, der Abstimmung aber schon. Nach einer kurzen Warm-up-Phase ging die deutsche Mannschaft beim 4:3 (8.) erstmals in Führung, die trotz einiger Schwächen in Abwehr und Angriff auf maximal vier Tore (15:11/23.) ausgebaut wurde.
Großen Anteil daran hatten die Flügelspieler Lukas Mertens (links) und Lukas Zerbe (rechts). Der 25 Jahre alte Neffe des ehemaligen Nationalspielers Volker Zerbe traf in den ersten 30 Minuten viermal, der gleichaltrige Magdeburger dreimal. „Es hat sehr viel Spaß gemacht. Die Truppe ist super und man genießt es, auf dem Feld zu stehen“, sagte Zerbe.
In der Schlussphase der ersten Halbzeit kam die deutsche Mannschaft jedoch ein wenig aus dem Rhythmus und Portugal beim 17:17 erstmals wieder zum Ausgleich. Torhüter Joel Birlehm war es zu verdanken, dass die Gislason-Schützlinge nicht mit einem Rückstand in die Pause gingen.
Weinhold und Gensheimer verabschiedet
Kurz vor Wiederbeginn wurde es dann emotional: Unter dem tosenden Beifall der Zuschauer wurden Steffen Weinhold und der langjährige Kapitän Uwe Gensheimer, der in 204 Länderspielen insgesamt 921 Tore erzielte, offiziell aus der Nationalmannschaft verabschiedet.
Ihre Nachfolger taten sich danach weiter schwer, zumal Gislason bis auf Golla komplett durchwechselte. Die Folge: Beim 18:22 (36.) lag das DHB-Team plötzlich mit vier Toren hinten. Der Bundestrainer reagierte umgehend mit einer Auszeit, in der er seinem Unmut lautstark Luft machte.
Doch es wurde zunächst kaum besser, weil sich in der Abwehr weiter zu viele Lücken auftaten. Erst elf Minuten vor Schluss schaffte die DHB-Auswahl, bei der Torwart Till Klimpke immer stärker wurde, beim 26:27 den Anschluss. Obwohl das deutsche Angriffsspiel fehlerhaft blieb, gelang in der Schlussphase der Ausgleich zum 29:29. Am Ende jubelten aber die Portugiesen.