Plötzlich Bestseller-Autor: „Das fühlt sich irgendwie verrückt und unwirklich an“, sagt Christoph Stukenbrock. „Hanning. Macht. Handball.“ heißt sein erstes Buch, das er gemeinsam mit dem umtriebigen Handball-Funktionär Bob Hanning geschrieben hat. Das Schreiben war für Stukenbrock nichts Neues. Schließlich ist der Autor Leiter der Hamburger Redaktion des Sport-Informations-Dienst (SID) und doziert in der Hansestadt an der Akademie für Publizistik. Mit seiner Frau Maraike und den drei Kindern lebt der 38-Jährige in Pinneberg.
Durch seine Arbeit beim SID entstand auch der Kontakt zu Bob Hanning, der von 2013 bis 2021 Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und dort für den Leistungssport zuständig war. Man kannte und schätzte sich, auch wenn man nicht immer einer Meinung war. „Wir hatten nie ein freundschaftliches Verhältnis und haben auch nie zusammen ein Bier getrunken“, berichtet Stukenbrock.
Wenn Hanning sich telefonisch meldete, dann meistens um über einen Bericht zu diskutieren. Als Hanning im Dezember 2020 anrief, überlegte Stukenbrock daher erst einmal, mit welcher Schlagzeile der Handball-Funktionär unzufrieden sein könnte. Doch Hanning hatte nichts auszusetzen. Er berichtete, dass ein Verlag ein Buch über ihn veröffentlichen möchte. Und am Ende des Gesprächs sagte Hanning dann zu Stukenbrock: „Du schreibst das Buch!“
Der Journalist war erst einmal sprachlos und wollte über den Vorschlag nachdenken. Familie, Beruf, dazu noch als Handballer bei der HSG Marne/Brunsbüttel in der Oberliga aktiv – auch ohne Buchprojekt kann Stukenbrock nicht über Langeweile klagen. Letztendlich entschied der Zuspruch seiner Frau. Die meinte, dass man Bücher nur einmal im Leben schreibe. Und die Biographie über Hanning sei nun sein Buch. Also sagte der 38-Jährige zu.
Bob Hanning ist als der Mann mit den bunten Pullovern bekannt
Bei seinem literarischen Debüt arbeitete er mit der vielleicht schillerndsten Persönlichkeit der deutschen Handballszene zusammen. Auf die Frage nach verschiedenen Handball-Deckungsformationen wissen außer echten Handball-Fans vermutlich nur die wenigsten eine Antwort. Den Mann mit den bunten Pullovern kennen dafür ziemlich viele. Polarisierende Aussagen und dazu ein extravaganter Kleidungsgeschmack – Hanning sticht im eher bodenständigen Handball-Geschäft heraus und provoziert auch gerne. Das zeigt schon das Cover des Buches. Dafür setzte sich Hanning auf einen Thron. Die Idee dafür hatte Stukenbrock.
Hanning ist aber weit mehr als ein Paradiesvogel. „Bob ist ein Motor für die Sportart“, sagt Stukenbrock. Geschäftsführer bei den Füchsen Berlin, bis vor kurzem DHB-Vizepräsident, seit Saisonbeginn Trainer des Füchse Kooperationspartners VfL Potsdam, den er mit dem jüngsten Team der Liga von der dritten in die zweite Liga führen will – Tausendsassa Hanning tanzt auf vielen Hochzeiten. Über den Menschen Bob Hanning, seine Motivation und seine Arbeitsweise wusste man bisher nicht allzu viel.
Das ändert sich durch das Buch „Hanning. Macht. Handball.“. Stukenbrock zeigt Hanning von einer Seite, die vorher nicht bekannt war. Dafür führten sie unzählige Gespräche. Dabei traf es sich gut, dass Journalist Stukenbrock und der DHB-Vize Anfang 2021 beide beruflich bei der WM in Ägypten weilten und dort Zeit hatten, sich über das Projekt zu unterhalten. Stukenbrock besuchte Hanning zudem mehrmals in Berlin, um dort in dessen Alltag einzutauchen. Dabei kam es dann auch zum gemeinsamen Rotwein mit Weinliebhaber Hanning. Fürs Schreiben ließ Stukenbrock sich von seinem Arbeitgeber für zwei Monate beurlauben.
„Ich dürfte Bob inzwischen vermutlich so gut kennen, wie kaum sonst jemand“, erklärt der Journalist. Eine Zeitlang habe er mit dem Handball-Funktionär vermutlich mehr als mit seiner eigenen Frau gesprochen. Die hat großen Anteil an der Entstehung des Buches, las als erste die einzelnen Kapitel und machte zahlreiche Verbesserungsvorschläge, die Stukenbrock dankbar annahm. „Maraike war strenger als Bob Hanning selbst“, berichtet Stukenbrock schmunzelnd. So war sein Weg in die Bestseller-Liste ein Familienprojekt.