Die Pflicht ist erledigt – aber was kommt jetzt? Bei einem gemeinsamen Abendessen stießen die deutschen Handballerinnen in ihrem Teamhotel auf die geglückte WM-Qualifikation an, doch der Blick ging schnell nach vorn.
Beim Turnier in Spanien im kommenden Dezember strebt die Mannschaft von Bundestrainer Henk Groener nach teils enttäuschenden Auftritten in der Vergangenheit ein Erfolgserlebnis an. „Zu erwarten ist, dass wir eine Mannschaft mit sehr viel Energie, Power und Spielfreude haben werden“, sagte der Niederländer nach dem 34:23-Erfolg im Playoff-Rückspiel gegen Außenseiter Portugal. „Dass wir aber noch nicht das Niveau haben, was wir vielleicht brauchen, um bei einer WM ganz vorne dabei zu sein – das wissen wir auch.“ Auf den 60-Jährigen und seine neu formierte Mannschaft wartet bis zur Endrunde vom 2. bis 19. Dezember also noch jede Menge Arbeit.
Wie schon beim 32:27-Sieg im Hinspiel waren die Portugiesinnen auch bei der zweiten Partie in Hamm kein Maßstab. Trotzdem stellten sie die DHB-Auswahl gerade in der ersten Halbzeit immer wieder vor altbekannte Probleme: teils gravierende Lücken im Abwehrverbund und Hektik im Aufbauspiel. Erst nach der Pause zog die deutsche Mannschaft auch dank der erneut treffsicheren Marlene Zapf (sieben Tore) davon.
„Alle haben gesehen, dass noch Luft nach oben ist. Wir haben viele neue Spielerinnen im Kader“, sagte die Rechtsaußen vom Bundesligisten TuS Metzingen. „Bis zum Dezember ist zum Glück ja noch Zeit.“ Coronabedingt hatte Bundestrainer Groener gegen die Portugiesinnen auf sechs Leistungsträgerinnen der Topclubs Borussia Dortmund und SG BBM Bietigheim verzichten müssen. Stattdessen kamen sechs Spielerinnen zum Einsatz, die vor dem Hinspiel in Portugal noch kein Länderspiel bestritten hatten.
„Das war natürlich alles andere als eine eingespielte Mannschaft“, sagte Groener. Anfang Juni will er seine Spielerinnen zu einem weiteren Lehrgang versammeln. Dort soll dann an den taktischen Grundlagen für die WM gearbeitet werden. Dass die vor einigen Wochen aus dem Nationalteam zurückgetretene Ex-Kapitänin Kim Naidzinavicius wieder dabei ist, schließt Groener praktisch aus. Auch eine Rückkehr der ebenfalls zurückgetretenen Julia Behnke ist unwahrscheinlich. Beide wollen unter Groener nicht mehr für Deutschland spielen.
„Ich würde sagen, erst mal nicht“, antwortete Groener auf die Frage nach einem möglichen Comeback der beiden früheren Stammkräfte. „Der Abschied ist da. Wir arbeiten mit der Mannschaft, die jetzt da ist und gucken nach vorne.“ Also in Richtung Weltmeisterschaft, bei der es nach der verpassten Olympia-Qualifikation und der zuletzt enttäuschenden EM wieder besser laufen soll.