Wann, wenn nicht jetzt? Noch ist die Saison in der Handball-Bundesliga jung, doch die Füchse Berlin können gleich mal ein Zeichen setzen. Gewinnt die Mannschaft von Trainer Jaron Siewert gegen Rekordmeister THW Kiel, würde sie vorerst die Tabellenspitze erobern.
Und die Ausgangslage vor dem Kracher des 6. Spieltages (Sonntag 14.00 Uhr/Sky) könnte kaum besser sein: Denn die wie Kiel noch ungeschlagenen Berliner befinden sich in bester Verfassung. Zudem scheint dank schwächelnder Konkurrenz die Chance auf einen Champions-League-Platz so groß wie lange nicht mehr. Wann also, wenn nicht jetzt?
Man spürt das Selbstbewusstsein der Truppe
„Es gibt keine bessere Ausgangssituation, als verlustpunktfrei in so ein Spiel zu gehen“, sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning der Deutschen Presse-Agentur. „Das Selbstbewusstsein der Truppe, das spürt man schon.“
Die Mannschaft brennt auf das Duell mit dem Branchenprimus. „Du spielst gegen die besten Spieler der Welt, da braucht es keine Extra-Motivation“, sagte Spielmacher Jacob Holm am Freitag. Auch die Fans sind heiß: Die Halle wird mit 3800 Personen erstmalig unter den Corona-Auflagen komplett ausgelastet sein.
Beim hauchdünnen 29:28-Erfolg bei Aufsteiger HSV Hamburg hatten sich die Füchse zwar gerade so ins Achtelfinale des DHB-Pokals gezittert. Dennoch stand am Ende das, was im Sport zählt: Ein weiterer Sieg, der dem Team zusätzlichen Rückenwind verleihen dürfte. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, dass wir uns nicht haben runterziehen lassen“, sagte Trainer Siewert. „„Wir konnten zuletzt sehr, sehr viel Selbstvertrauen tanken.“
Kein Weg führt an Rekordchampion Kiel vorbei
Doch nun wartet ein ganz anderes Kaliber auf den European-League-Teilnehmer. Auf dem Weg zur Meisterschaft dürfte auch in dieser Saison kein Weg an Rekordchampion Kiel vorbeiführen. Keine Mannschaft ist stärker besetzt als die von Trainer Filip Jicha, kein anderes Team verfügt über größere Erfahrung. „Sie sind das Maximum in der Liga, mit dem man sich messen kann und die nächste größere Hürde“, befand Siewert.
In den vergangenen Spielzeiten ging dem THW bei der Titeljagd nur der ewige Nordrivale SG Flensburg-Handewitt auf die Nerven. Aber jetzt schwächelt die SG. Von ihren bislang vier Bundesligaspielen gewann die Mannschaft von Trainer Maik Machulla nur zwei, im Pokal flog man sogar schon in der zweiten Runde beim HC Erlangen raus.
„Träumen ist natürlich immer erlaubt“
Ist die Schwäche der Flensburger die Chance für die Füchse, sich nach langer Zeit mal wieder für die Champions League zu qualifizieren? Können die Berliner oder auch der ebenfalls noch verlustpunktfreie SC Magdeburg vielleicht sogar um die Meisterschaft mitspielen? „Träumen ist natürlich immer erlaubt“, sagte Hanning. Aber nach Ansicht des 53-Jährigen wird es dafür nicht nur auf die jeweilige Tagesform ankommen. „Die Meisterschaft wird nicht nur über Leistungen, sondern auch über Verletzungen entschieden“, prophezeite er.
Was ihr Personal angeht, stehen beide Teams bisher noch gut da. Die Fans in der Max-Schmeling-Halle können sich also auf zwei Spitzenteams in Bestbesetzung freuen. Und auf eine Partie, in der es laut Hanning vor allem auf die Leistung der beiden Top-Torhüter Niklas Landin (THW) und Dejan Milosavljev (Füchse) ankommen wird: „Gewinnt einer der beiden Torhüter das direkte Duell klar, ist das Spiel für die andere Mannschaft nicht zu gewinnen.“