Ein Sieg, auch ein deutlicher, ist von der SG Flensburg-Handewitt vor den eigenen Fans gegen das Tabellenschlusslicht der Handball-Bundesliga zu erwarten. Und doch war der 35:21 (18:11)-Erfolg am Sonntagnachmittag über HBW Balingen-Weilstetten mehr als eine erfüllte Pflicht.
„Das war auch mental wichtig“, sagte Magnus Röd, dem die Freude über einen gelungenen Auftritt ins Gesicht geschrieben stand.
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Magnus Röd will etwas beweisen
Das Team von Maik Machulla hatte zuvor fünf Mal hintereinander in Liga und Champions League nicht gewonnen, seit der EM im Januar waren in neun Partien sogar nur zwei Siege geglückt.
Der Norweger marschierte vorneweg und zeigte seine beste Saisonleistung. Sieben Mal traf Röd, der seit dem Comeback Anfang Februar noch nie so mutig den Weg Richtung Tor gesucht hatte. Eine Szene in der 38. Minute, als der 24-Jährige nacheinander Fabian Wiederstein und Jona Schoch abschüttelte, erinnerte an den Röd vor der langen Verletzungspause. „Das Vertrauen in den Körper steigt“, sagte Röd.
Die Anmerkung, dass der Letzte, der dazu laut Trainer Jens Bürke „viel zu wenig“ zeigte, zu Gast in der Flens-Arena war, bleibt zwar.
Benjamin Buric glänzt im Tor
Aber die SG vermittelte den lediglich 2522 Zuschauern – 3780 waren erlaubt – Freude am Handball und Zusammenhalt. „Wir brauchten so ein Spiel. Es hat einfach Spaß gemacht“, meinte Benjamin Buric, den Coach Machulla neben Röd hervorhob. Der Bosnier wehrte 17 Würfe auf sein Tor ab, viele davon im direkten Duell. „Dass wir auch kurz vor Schluss noch Bälle geblockt haben, zeigt den Fokus“, meinte Buric.
Ganz Recht hatte er damit nicht. Zu Beginn brauchten die Flensburger am Sonntag ein paar Minuten. „Das war wieder eine kleine Phase, in der wir uns selbst im Weg standen“, sagte Machulla. Die SG gewährte den Gästen eine 4:2-Führung (8. Minute), dann drehte sie mit Buric im Rücken auf und entschied die folgende Viertelstunde mit 12:2 für sich – 14:6 (23.). Machulla: „Da hat man gesehen, wie wir Handball spielen können. Das war SG-Philosophie.“
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Flensburger Handball-Lust
Nach Buric-Paraden oder Ballgewinnen suchten die Flensburger schnell den Weg nach vorne und strahlten von allen Positionen Gefahr aus. Röd mutig, Jim Gottfridsson spielfreudig – wenn auch nicht immer achtsam im Umgang mit dem Ball –, der rechtzeitig von Corona genesene Lasse Svan treffsicher. „Wir hatten Lust zu laufen“, sagte der Kapitän. Er musste durchhalten, weil Marius Steinhauser positiv auf das Virus getestet worden war. Franz Semper fiel mit Kniebeschwerden aus.
Ein Indiz für die Handball-Lust war der spektakuläre Dreher von Johannes Golla zum 17:9 (27.) nach risikofreudigem Pass von Aaron Mensing. Röd sorgte für die erste Zehn-Tore-Führung (21:11/35.), der Rest war Schaulaufen. „Schade, dass jetzt Länderspiele sind“, meinte der Norweger. Die SG hat zwei Wochen Pause.
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SG Flensburg-Handewitt: Buric (17 Paraden), Möller (n.e.) – Golla (4), Hald, Svan (6), Wanne (8/4), Mensah, Sögard (n.e.), Gottfridsson (6), Jakobsen (3), Mensing, Einarsson, Lindskog (1), Röd (7)
HBW Balingen-Weilstetten: Sejr, Ruminsky (11 Paraden) – Lipovina (5/1), Thomann (1), Ingason (1), Nothdurft (3), Wiederstein (1), Todorovic, Schoch (4), Zintel, Scott, Saueressig (2), Heinzelmann (3), Strosack (1)
SR: Fedtke/Wienrich (Berlin) – Zuschauer: 2522
Zeitstrafen: 4:2 – 7m: 5/4:1/1