Weltmeister und Olympiasieger mit Dänemark, Champions-League Sieger mit dem FC Barcelona, Bundesliga-Torschützenkönig in Hannover – Casper Mortensen ist ein absoluter Weltklassespieler und steht nun nach längerer Pause vor seinem Comeback im dänischen Nationalteam. Von seinen Qualitäten profitiert seit dieser Saison auch der Handball Sport Verein Hamburg (HSVH). Im Interview mit shz.de-Reporter Lars Zimmermann spricht der sympathische Linksaußen über die Gründe für seinen Wechsel an die Elbe, seine Ziele mit Hamburg und die Gründe für Dänemarks Ausnahmestellung im Handball.
Sie wurden nach mehreren Jahren Pause wieder für die dänische Nationalmannschaft nominiert. Wie wichtig sind Ihnen die Spiele für Ihr Heimatland?
Es ist eine Ehre, für sein Land zu spielen. Das letzte Mal war ich 2019 dabei, als wir Weltmeister wurden. Danach hatte ich mit Verletzungen zu kämpfen und bin seit etwa einem Jahr wieder vollständig fit. Jetzt freue ich mich, dass ich wieder Teil des Kaders bin. Die Länderspiele bereiten mir immer viel Freude – vor allen vor den eigenen Fans. Beim Golden League Turnier in ausverkauften Arenen gegen Top-Mannschaften wie Frankreich, Norwegen und Spanien mein Comeback zu feiern, ist natürlich ein Traum.
Warum ist die dänische Nationalmannschaft wesentlich erfolgreicher als die deutsche?
Wir arbeiten sehr hart und seit wir vor 20 Jahren unsere erste Medaille geholt haben, hat sich viel getan. Dank einer hervorragenden Jugendarbeit entwickeln sich bei uns viele Talente. Handball ist in Dänemark eine der größten Sportarten. Durch Erfolge wie Olympia-Gold oder unsere Weltmeistertitel ist eine riesige Euphorie im gesamten Land entstanden.
Sie haben fast alle wichtigen Titel gewonnen. Wie motivieren Sie sich, trotz allem immer weiter alles zu geben?
Durch die Erfolge weiß ich, wie schön es ist, etwas zu gewinnen und möchte das gerne wiederholen. Außerdem bin ich erst 32 und habe noch viele gute Jahre vor mir. Gerade Außenspieler können durchaus bis 40 auf hohem Niveau aktiv sein. Wenn man hart arbeitet und seriös lebt, kann man lange spielen. Das ist eine große Motivation. Es bringt mir einfach riesigen Spaß, hier mit den Jungs in Hamburg auf der Platte zu stehen.
Wieso zieht es einen Weltmeister, Olympiasieger und Champions-League-Sieger zu einem Bundesliga-Aufsteiger wie dem HSVH?
Ich habe 2015 schon einmal in Hamburg gespielt, wegen der damaligen Insolvenz aber leider nur ein halbes Jahr. Mir brachte es damals riesigen Spaß, hier zu spielen und deswegen bin ich zurückgekommen. Die Situation ist diesmal anders als vor sieben Jahren. Wir haben eine junge Mannschaft mit großem Potenzial. Ich will dabei helfen, dass wir erfolgreich sind und die jungen Spieler sich weiterentwickeln.
Wie beurteilen Sie die bisherige Saison?
Anfangs lief es überragend. Da half uns sicherlich auch, dass uns als Aufsteiger viele nicht auf der Rechnung hatten. Nun haben wir in den vergangenen Spielen einige Male knapp verloren. Insgesamt kann man aber nicht meckern. Es ist doch klar, dass es für einen Aufsteiger in der stärksten Liga der Welt nur um den Klassenerhalt geht.
Woran lag es, dass es in den vergangenen Wochen hakte?
Wenn man in dieser Liga nicht 100 Prozent abrufen kann, reicht es nicht. Uns ist es leider häufig nicht gelungen, 60 Minuten konstant abzuliefern. Es hat immer irgendetwas nicht gepasst. So haben wir uns beispielsweise zu viele technische Fehler erlaubt. Diese kleinen Details haben uns Punkte gekostet. Ich hoffe, dass wir daraus lernen. Ich bin optimistisch, dass uns das gelingt und wir uns in den kommenden Jahren kontinuierlich verbessern.
Wie sehen Sie Ihre Rolle in der Mannschaft?
Zu meinen Aufgaben gehört, Verantwortung zu übernehmen. Besonders Jogi Bitter und ich verfügen über eine große Erfahrung und geben diese gerne an die anderen weiter. Ich will dem Verein und der Mannschaft helfen, die nächsten Schritte zu gehen.
War es eine große Umstellung, von einem europäischen Top-Klub wie dem FC Barcelona zu einem Aufsteiger zu wechseln?
Natürlich ist die Situation anders. Ich habe aber Hamburg und die Bundesliga vermisst und freue mich, die Entwicklung hier zu begleiten. Mannschaft und Verein haben großes Potenzial. Mir gefällt, dass alle hier sehr bodenständig sind und wissen, dass nur harte Arbeit zum Erfolg führt. Ich würde mich freuen, wenn wir irgendwann wieder zu den Top-Klubs gehören sollten. Aktuell geht es aber erst einmal darum, überhaupt in der Liga zu bleiben.
Ihr Trainer Torsten „Toto“ Jansen gehörte ebenso wie Sie als Linksaußen jahrelang zur Weltklasse. Besteht dadurch ein besonderer Draht?
Es ist auf jeden Fall ein Vorteil, wenn der eigene Trainer früher auch Linksaußen war. Es ist immer gut, wenn man sich Tipps von einem Weltklassespieler holen kann. „Toto“ ist nicht nur ein sehr guter Trainer, sondern außerdem ein guter Typ, mit dem ich auch über Dinge abseits des Handballs sprechen kann. Er hat großen Anteil daran, dass Hamburg wieder in der Bundesliga spielt.
Sie waren während Ihrer Zeit in Hannover schon einmal Bundesliga-Torschützenkönig und sind auch beim HSVH in der Spitzengruppe der Torjägerliste zu finden. Schauen Sie auf solche Ranglisten?
Wenn man einen solchen Titel gewinnen kann, nimmt man das gerne mit. Der Klassenerhalt ist aber definitiv wichtiger und da ich nicht immer die kompletten 60 Minuten spiele, ist es sowieso unrealistisch, die Torjägerkrone zu holen. Mein Fokus liegt einfach nur darauf, Spiele zu gewinnen und den Ball ins Tor zu werfen, wenn sich die Möglichkeit ergibt.
Wie entspannen sich vom Handball?
Ich lege viel Wert auf die Regeneration und genieße es, auf der heimischen Couch zu chillen. Ich gucke zum Beispiel sehr gerne NBA-Basketball. Die Spiele sind leider meistens nur nachts. Ab und an bekommen meine Frau und ich auch Besuch von Verwandten und Freunden aus Dänemark.