Dritter Sieg: VfL Lübeck bezwingt auch Spitzenreiter VfL Gummersbach

Neue Besen kehren gut, sagt der Volksmund. Dass bisweilen Trainerwechsel tatsächlich einen positiven Effekt haben, beweist aktuell Michael Roth. Unter dem neuen Trainer feierte der VfL Lübeck-Schwartau am Freitag, 11. Februar, seinen dritten Sieg in Folge. Und zwar einen, der besonders süß schmeckte. Im ersten Heimspiel nach der Winterpause bezwangen die Lübecker überraschend Spitzenreiter VfL Gummersbach mit 31:29 (15:14).

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„Das Spiel hatte viele Facetten, wir mussten viele taktische Dinge machen, haben aufgrund des Spielverlaufs in der zweiten Halbzeit aber verdient gewonnen“, bilanzierte Roth seinen ersten Auftritt als Neu-Coach des VfL in der Hansehalle. Vor der Partie hatte der 59-Jährige noch vom einfachsten Spiel der Saison gesprochen, weil seine Mannschaft nichts zu verlieren habe. Entsprechend befreit spielten die Gastgeber auch auf.

900 Zuschauer sorgen für Stimmung

Knapp 900 Zuschauer waren völlig aus dem Häuschen und hatten sich zwischenzeitlich verwundert die Augen gerieben. Der VfL zeigte erneut unter Roth ein ganz anderes Gesicht als noch in der schwachen Hinrunde. Die Gastgeber funktionierten als Kollektiv, waren taktisch gut eingestellt, kämpften leidenschaftlich und ließen sich auch von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen. Und davon hatte es einige gegeben.

Klockmann fällt kurzfristig aus

Den ersten bereits vor dem Spiel: Keeper Dennis Klockmann fiel kurzfristig aus – das Corona-Virus hatte den Routinier außer Gefecht gesetzt. Doch auch ohne ihren erfahrenen Schlussmann fanden die Gastgeber gut ins Spiel. Mex Raguse, zuletzt in Dresden mit zehn Treffern Matchwinner, sorgte für eine 2:0-Führung. Dann fing es an zu ruckeln: technische Fehler, freie Würfe vergeben. Die Gastgeber verloren den Faden, während Gummersbach einen 5:0-Lauf hinlegte.

Abwehrchef Waschul kassiert Rot

Doch die Lübecker fingen sich, steckten nicht auf und einen weiteren Rückschlag weg: Abwehrchef Martin Waschul stoppte einen Gäste-Angriff regelwidrig, sah nach einer Abwehraktion gegen Fanger die Rote Karte. Weitere Zeitstrafen kamen dazu, der VfL aber holte auf. Matej Klima besorgte den 11:12-Anschlusstreffer (25.).

Voncina beweist seine Klasse

Das Roth-Team war wieder auf Kurs, bekam den Angriff der Gäste besser in den Griff. Klockmann-Ersatz Blaz Voncina zeigte zudem seine Qualitäten, parierte einige Bälle. Die Folge: Nach einem Treffer von Paul Skorupa gingen die Lübecker mit einer 15:14-Führung in die Pause.

„Wir haben uns in der Kabine gesagt, dass wir weiter Spaß haben und kämpfen wollen“, erklärte Klima die Marschroute für den zweiten Durchgang. Auch der war umkämpft, temporeich und ausgeglichen – bis zum Schluss.

Die Gastgeber setzten mit einer 5:1-Abwehrformation den starken Gummersbacher Rückraum unter Druck, blieben angetrieben von den Zuschauern weiter vorn. Klima und Niels Versteijnen hielten die Lübecker mit ihren Toren auf Kurs. Bei Gummersbach war der agile Köster jedoch nicht zu stoppen.

Versteijnen ganz cool

Die Partie stand auf des Messers Schneide, als Blohme neun Minuten vor dem Ende für den Tabellenführer zum 27:27 traf. In der Hinrunde wären die Hansestädter wohlmöglich eingeknickt. Doch die Roth-Schützlinge ließen sich nicht beeindrucken. Ganz cool: Versteijnen. Zuvor gefoult, traf der Niederländer 40 Sekunden vor Ultimo selbst per Siebenmeter zum 30:29.

Klima macht den Sack zu

Gummersbach bekam die Chance zum Ausgleich, doch Klima hatte den richtigen Riecher, fing einen Pass ab und besorgte im Gegenzug den 31:29-Siegtreffer.

Lübecker im Siegesrausch

Anschließend brachen alle Dämme. Die Zuschauer flippten auf der Tribüne aus, auf dem Platz sprangen, sangen, jubelten die Lübecker und konnten ihr Glück kaum fassen. „Ein sensationeller Kampf, unglaublich, dass wir das erste Heimspiel gegen den Spitzenreiter gewinnen. Das fühlt sich unheimlich geil an“, war Jannik Schrader völlig aus dem Häuschen.

Klima sprach ebenfalls von einem „geilen Gefühl“, versuchte aber auch den Blick voraus zu richten. „Jetzt haben wir eine schöne Serie, die wir nächste Woche gegen Aue ausbauen wollen“, sagte der Tscheche. Ein Sieg beim Tabellen-18. wäre bei dann neun Punkten Vorsprung ein vorentscheidender Schritt zum Klassenerhalt – und ein weiterer Beweis dafür, dass neue Besen bisweilen gut kehren.

VfL Lübeck-Schwartau: Voncina, Conrad – Potratz (2), Gonschor (1), Raguse (2), Mizumachi, Hansen (2), Löfström (2), Skorupa (4), Waschul, Schult (2), Versteijnen (6/3), Schrader (2/1), Kretschmer (2), Klima (6), Bruhn