Im Leben von Johannes Golla ist viel los. Zum Jahreswechsel die Verlobung mit Freundin Elena, im Januar die turbulente Handball-EM in Ungarn und der Slowakei, die dem Kapitän der deutschen Nationalmannschaft auch menschlich viel abverlangte, zurück in Flensburg der Umzug raus aus dem Zentrum in ein Häuschen im ruhigen Tarup im Süd-Osten der Stadt. „Ich nenne das aktive Erholung“, sagt Golla und lacht.
Der 24 Jahre alte Kreisläufer der SG Flensburg-Handewitt nahm sich trotz aller Verpflichtungen Zeit für einen Besuch im „Hölle Nord“-Podcast.
Die ganze Folge „Hölle Nord“ mit Johannes Golla jetzt anhören:
„Hölle Nord“-Podcast: Wie Johannes Golla die Handball-EM erlebt hat
Golla tut sich nicht schwer, die EM in einem Wort zu beschreiben: „Verrückt!“ Unzählige Corona-Fälle sorgten für zahlreiche Personalwechsel im deutschen Team, am Ende blieben neben Golla nur drei weitere Spieler ohne Infektion. Mehr als Rang sieben war nicht drin. Golla, der von kuriosen Erlebnissen berichtet, sagt:
Etwa bei der Nahrungsbeschaffung. Schließlich mussten auch die Handballer versorgt werden, die in ihren Hotelzimmern in der Quarantäne festsaßen. „Jeder hatte fünf Minuten Zeit, um sich Essen zu holen. Der Erste hat ein Video vom Buffet gemacht, damit jeder wusste, was es so gibt und sich etwas aussuchen konnte“, erzählt Golla.
Die Paten der positiv Getesteten – der Flensburger war für Christoph Steinert zuständig – stellten den Isolierten das gewünschte Menü dann vor die Zimmertür.
Gegner-Videos als Tageshighlight
Oder die Spielvorbereitung – gemeinsames Training war nach dem Corona-Ausbruch (Golla: „Wir werden nie aufklären können, wo das herkam“) nicht mehr angesagt. „Ich habe die Aktivierung neben dem Bett gemacht und viele Videos vom Gegner geschaut. Sonst ist das eher lästig, aber da war es eines der Tageshighlights“, schmunzelt Golla, der feststellt: „Obwohl es auf dem Zimmer langweilig war, war es sehr aufreibend.“
Vermittler zwischen Mannschaft und DHB
Als Kapitän musste der Flensburger viel kommunizieren, etwa Fragen und Ängste aus der Mannschaft an die Verantwortlichen des Deutschen Handballbundes herantragen. „Wir haben uns das anders gewünscht, aber dieses Erlebnis hat viel zum Teamspirit beigetragen. Da ist etwas gewachsen“, sagt der 24-Jährige, der eine gute Perspektive für die deutsche Mannschaft sieht, speziell mit Blick auf die Heim-EM 2024. „Ich glaube, mit der Mannschaft aus der Vorbereitung können wir da auf hohem Niveau spielen“, meint der zum besten Kreisläufer des Turniers gewählte Golla – diese Auszeichnung würde er allerdings „für ein paar Plätze weiter oben“ eintauschen.
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Der Wohlfühlfaktor stimmt
Die eine Woche Urlaub zwischen dem deutschen Ausscheiden bei der EM und dem Trainingsstart bei der SG, die am Donnerstag (19.05 Uhr) bei der HSG Wetzlar ins zweite Saisonhalbjahr startet, war laut Golla „körperlich zu wenig, um die Akkus aufzuladen. Aber es tat gut, mal nicht an Handball zu denken und einfach nur die Familie um sich zu haben.“
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Wie wohl sich Familie Golla, die vom bald ein Jahr alten Töchterchen Juna komplettiert wird, in Flensburg fühlt, beweist Gollas Vertragsverlängerung bis 2026. „Keine Frage, es gab andere Angebote“, so der gebürtige Hesse, „aber wir sind hier einfach angekommen und sehr glücklich mit dem, was wir gefunden haben“.