Nach fünf Jahren verlässt Marius Steinhauser im Sommer die SG Flensburg-Handewitt. Der Handballer zieht mit seiner Familie nach Niedersachsen und wird ab der Saison 2022/23 für die TSV Hannover-Burgdorf auflaufen.
Im Interview erklärt der 28 Jahre alte Rechtsaußen, warum er ein Jahr vor dem Ende seines bis 2023 laufenden Vertrags wechselt, was er sich im neuen Club erhofft – und was er sich von der weiteren Saison mit der SG verspricht.
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Seit fast fünf Jahren stehen Sie im Schatten von Lasse Svan. Jetzt wechseln Sie ausgerechnet in dem Sommer, in dem er seine Karriere beendet. Warum?
Ich habe immer die Perspektive gesehen, Lasse zu beerben. Deshalb habe ich meinen Vertrag 2019 bis 2023 verlängert. Aber in der letzten Zeit habe ich gemerkt, dass ich hier trotz guter Leistungen nicht weiterkomme. Ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich etwas Neues für den Kopf brauche. Ich bin jetzt seit viereinhalb Jahren die Nummer zwei in Flensburg. Aus diesem Denken muss ich ausbrechen.
Die Initiative, Ihren Vertrag vorzeitig aufzulösen, ging also von Ihnen aus? Oder von der SG, die auf Ihrer Position auf Johan Hansen und Teitur Einarsson setzt?
Es war mein Wunsch, zu wechseln. Das hat sich seit dem Saisonwechsel entwickelt. Es ist an der Zeit für mich, zu einem Verein zu gehen, wo ich spielen, spielen, spielen kann. Das ist in Hannover eher möglich als in Flensburg. Die Perspektive, die Nummer eins auf meiner Position zu sein und in wichtigen Spielen auf dem Feld zu stehen, war entscheidend. Ich will über eine ganze Saison zeigen, was ich kann.
Warum hat es nie nachhaltig geklappt, auch in Zeiten, in denen Svan fit war, mehr Einsatzzeiten zu bekommen?
Die Frage ist bei mir falsch aufgehoben. Die Entscheidung, wer spielt, liegt beim Trainer. Als Spieler gebe ich im Training Gas und zeige ihm, dass ich bereit bin. Das mache ich in Flensburg seit viereinhalb Jahren. Ich hatte immer die Ambition, anzugreifen und Druck auf Lasse zu machen. Aber natürlich habe ich auch immer seine Leistungen respektiert. Er ist schließlich einer der besten der Welt.
Hätten Sie sich mehr Vertrauen von Trainer Maik Machulla gewünscht?
Jeder Spieler wünscht sich Vertrauen. Aber die Erfolge der SG sprechen für sich und dafür, dass Maik den richtigen Weg gegangen ist. Ich bin nicht größer als der Verein und stelle mich hinten an. Ich wäre gerne den nächsten Schritt in Flensburg gegangen, aber am Ende bin ich aus sportlichen Gründen hier. Und wenn das irgendwann nicht mehr so passt, wie man es sich vorstellt, muss man weiterziehen.
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Warum fiel die Wahl auf Hannover?
Ich glaube, dort kann etwas Gutes entstehen. In den Gesprächen mit Trainer Christian Prokop und dem Sportlichen Leiter Sven-Sören Christophersen habe ich eine Aufbruchstimmung gespürt. Das sieht man auch an den Transfers von Dario Quenstedt und Branko Vujovic. Die Mannschaft entsteht und wächst. Ich will ein Teil dieses Prozesses sein, meine Euphorie und meine Emotionen einbringen, Verantwortung übernehmen und mich als Leistungsträger beweisen.
Gab es andere Möglichkeiten?
Ich wollte in der Bundesliga bleiben. Es gab andere lose Anfragen, aber konkret wurde es nur mit Hannover. Das Gesamtpaket hat mich überzeugt.
Was nehmen Sie mit aus Flensburg?
Zu Flensburg und Harrislee habe ich eine starke emotionale Bindung. Hier habe ich geheiratet, hier ist meine Tochter geboren. Sportlich habe ich gelernt, immer den Fokus zu behalten. Keine Mannschaft in der Bundesliga spielt taktisch komplexer als die SG. Kein Verein hält sich so sehr an den Plan wie die SG. Dass immer das Team glänzt und nicht der Einzelne, war für mich eine Lehre. Außerdem bin ich stolz, einen anderen Weg gegangen zu sein als andere. Normalerweise geht man ja von einem Verein, wo man viel spielt, zu einem Topverein. Bei mir war es anders. Ich habe mich hier durch harte Arbeit und Fleiß auf dieses Niveau gehoben.
Am Sonntag hat die SG in Balingen nur unentschieden gespielt. Ist der Ärger über den Punktverlust und darüber, dass das vermeintliche Siegtor von Mads Mensah nicht gezählt hat, schon verflogen?
Nein, noch nicht. Ich kann die Entscheidung der Schiedsrichter nicht nachvollziehen. Aus meiner Sicht waren alle hinter der Linie, das Anspiel von Johannes Golla war normal, Mads Mensah hat direkt geworfen. Eigentlich gab es keinen Grund für die Schiedsrichter, nicht anzupfeifen. Davon abgesehen: Wir sind uns bewusst, dass wir schlecht gespielt haben. Den Punkt haben wir im Überzahlspiel verloren.
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Was geht in dieser Saison noch für die SG?
Magdeburg spielt bisher sensationell, Berlin ist relativ konstant. Aber wir und Kiel sind noch mittendrin. Sieben Punkte sehen deutlich aus, aber in meinem ersten Jahr in Flensburg hatten wir nach der Hinrunde schon zehn Minuspunkte und wurden am Ende Deutscher Meister. Wir sind die SG Flensburg-Handewitt, wir sind eine Topmannschaft. Unser Anspruch ist es jedes Jahr, ganz oben zu stehen – und ich will noch einen Titel gewinnen. Dafür werde ich bis zum letzten Tag alles geben.