Für einen Tag ein Löwe sein – in der Tierwelt wäre das eine aufregende Erfahrung. In der Handballwelt dieser Tage eine deprimierende. Die in dieser Saison zahmen Rhein-Neckar Löwen haben ein Händchen für dramatische Spielausgänge, allerdings zu ihrem Nachteil. Gegen Leipzig kassierten die Mannheimer am Dienstag in letzter Sekunde per spektakulärem Kempa von Tor zu Tor noch den Ausgleich. 48 Stunden später schien bei der MT Melsungen immerhin ein Punkt eingefangen. Dann versenkte Julius Kühn nach Ablauf der Zeit einen direkten Freiwurf. Autsch!
2. Welle – die Handball-Kolumne: Nostalgische Gefühle im Handball-Norden
Die Mischung aus Pech und Unvermögen war bestes Futter für die Löwen-„Fans“, die im Netz teils niveaulos auf ihr Team eindroschen. Da platzte Andy Schmid der Kragen: „Kritisiert uns (berechtigt), lasst eurem Unmut freien Lauf – dies ist völlig okay! Aber es gibt Leute, die haben bei Mama und Papa früher zu wenig zugehört, wie man sich respektvoll verhält!“, schrieb der König der Löwen bei Instagram.
Soziale Medien und respektvoller Umgang – leider passt das nicht zusammen. Es ist beschämend und bedauerlich.
Starker Zusammenhalt
Hut ab, SG Flensburg-Handewitt! Dass sie das Champions-League-Spiel in Bukarest mit acht Toren gewonnen hat, obwohl das Coronavirus den Trainer, den Spielmacher und den besten Torschützen außer Gefecht gesetzt hat, sagt viel aus über den Zusammenhalt in der Mannschaft. Wenn der eine nicht kann, springt der nächste in die Bresche. Das hat die SG schon in der zurückliegenden Saison ausgezeichnet.
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Aber: Ständige Mangelverwaltung kostet Kraft – jetzt davon auszugehen, Flensburg haut auch gegen Wetzlar ohne Maik Machulla, Jim Gottfridsson, Hampus Wanne und die anderen verletzten oder erkrankten Spieler einen raus, wäre naiv.
Filip Jichas Kritik ist unberechtigt
Unfair oder klug? Dass die Spiele der SG in Hannover und von Magdeburg gegen Lübbecke am vergangenen Wochenende wegen mehrerer Corona-Fälle bei den Topclubs abgesagt wurden, brachte Filip Jicha auf die Palme. Der Trainer des THW Kiel regte sich fürchterlich darüber auf, dass sein Team im Oktober spielen musste, als es bei Sander Sagosen und Steffen Weinhold Impfdurchbrüche gegeben hatte.
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Alles eine große Ungerechtigkeit? Durch die THW-Brille ja, durch die Brille der Vernunft nein. Sagosen und Weinhold waren frühzeitig isoliert, bei der SG und dem SCM konnte hingegen niemand wissen, welche Infektionsgefahr noch in den Teams steckte. Superspreading-Spiele wollte keiner. Die Absagen waren nicht unfair, sondern klug.