Das „Wie“ war Steffen Weinhold nach 60 dramatischen Minuten egal. Für den Rückraumspieler des THW Kiel zählte am Ende einzig das Ergebnis.
Dass der deutsche Handball-Rekordmeister gegen den Bergischen HC am Donnerstagabend eine 22:15-Führung 15 Minuten vor dem Ende fast noch verspielt hätte und nur dank der finalen Parade des überragenden Torhüters Niklas Landin zu einem schmeichelhaften 24:23 (15:12)-Sieg kam? Geschenkt.
„Wichtig war nur, dass wir endlich mal wieder gewonnen haben“, sagte Weinhold. Nach zuvor vier sieglosen Spielen sind die Kieler in der Bundesliga wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt, konnten aber (wieder) nicht so richtig überzeugen. Weinhold: „Über dieses Spiel redet doch in spätestens zwei Wochen keiner mehr.“
Leistungseinbruch nach 45 guten Minuten
Der Abend bot indes jede Menge Gesprächsstoff. Vor allem die Frage, warum sich die Kieler nach 45 guten Minuten fast noch um die Früchte ihrer Arbeit gebracht hatten, stand im Raum. „Keine Ahnung, was da passiert ist“, rätselte Mannschaftskapitän Domagoj Duvnjak ob des Leistungseinbruchs in der Schlussviertelstunde.
Nachdem BHC-Trainer Sebastian Hinze eine Auszeit genommen hatte (45.), ging beim THW nichts mehr. Es schien, als wären in der einminütigen Unterbrechung schnell andere Akteure in die THW-Trikots geschlüpft, denn mit dem Wiederanpfiff war die Souveränität schlagartig weg.
Ballverluste, Fehlwürfe und ein schlechtes Umschaltverhalten mündeten fast noch in ein Unentschieden. THW-Trainer Filip Jicha sagte später:
Erinnerungen an Remis gegen Szeged
Manch ein THW-Fan dürfte sich an das Vorrundenspiel in der Champions League gegen Pick Szeged vor drei Wochen erinnert haben, als die Kieler Mitte der zweiten Halbzeit ebenfalls komfortabel mit sieben Toren geführt hatten, sich am Ende aber mit einem Remis (32:32) begnügen mussten.
Doch der Bergische HC ist keine mit Weltklassespielern durchsetzte Mannschaft wie der ungarische Meister – sondern eben nur der Bergische HC, Tabellenneunter der Bundesliga, der auch schon mal mit 20:28 bei der TSV Hannover-Burgdorf verliert.
„Gegen Szeged kann so etwas passieren, gegen den BHC darf uns so etwas nicht passieren“, sagt Weinhold, der mit Blick auf das Heimspiel gegen jene Hannoveraner am Sonntag (14 Uhr/Sky) fordert, „über 60 Minuten die Konzentration hoch zu halten“. Auf eine erneute Zitterpartie hat er „keine Lust“ – auch wenn das Ergebnis am Ende wieder stimmen sollte.