Erfrischender Auftritt beim Debütantenball: Deutschlands Handballer haben nach der verpatzten olympischen Medaillen-Mission einen gelungenen Neustart hingelegt.
Beim 30:28 (18:13)-Sieg gegen den EM-Sechsten Portugal lieferte die neu formierte DHB-Auswahl vor 1800 Zuschauern in Luxemburg einen weitgehend überzeugenden Auftritt ab, der Hoffnungen für die Zukunft weckte. „Ich bin mit dem Auftritt überwiegend sehr zufrieden, mit Ausnahme der Phase Mitte der zweiten Halbzeit, als wir völlig den Faden verloren haben“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason.
„Es ist klar, dass wir noch nicht konstant auf hohem Niveau durchspielen. Aber wir haben Spielfreude und Begeisterung gesehen“, lobte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Bester Werfer im Team von Gislason war Rechtsaußen Timo Kastening mit sechs Toren. „Die Mannschaft hat mutig nach vorn gespielt. Man hat gesehen, dass wir eine gute Breite im Kader haben“, sagte der Coach, der vor allem die beiden Torhüter lobte.
DHB-Team findet schnell den Rhythmus
Gleich sieben Neulinge hatte Gislason in den 18-köpfigen Kader berufen. Beim Anpfiff setzte der 62 Jahre alte Isländer zunächst aber bis auf Linksaußen Lukas Mertens ausschließlich auf Spieler mit Länderspielerfahrung, die in dieser Zusammensetzung zuvor allerdings noch nie zusammengespielt hatten.
Dennoch fand das deutsche Team schnell seinen Rhythmus und lag beim 6:3 (8. Minute) erstmals mit drei Toren vorn. Torwart Till Klimpke von der HSG Wetzlar war in seinem sechsten Länderspiel ein starker Rückhalt und gab seinen Vorderleuten mit etlichen Paraden zusätzliche Sicherheit.
Im Angriff erzeugten vor allem Sebastian Heymann und David Schmidt den erhofften Druck aus dem Rückraum. Zudem glänzte Kastening als eiskalter Vollstrecker. Lohn war eine Fünf-Tore-Führung Mitte der ersten Halbzeit. Gislason verfolgte den Auftritt seiner Schützlinge an der Seitenlinie sichtlich zufrieden, zumal sich das DHB-Team nicht auf dem komfortablen Polster ausruhte.
Erst gegen Ende der ersten Halbzeit schlichen sich altbekannte Schwächen ein. Leichte Ballverluste und Chancenwucher ließen die Portugiesen beim 14:12 bis auf zwei Tore herankommen. Gislason reagierte mit einer Auszeit, in der er sein Team wieder auf Kurs brachte.
Kurz vor der Pause gab es dann einen Schreckmoment für die deutsche Mannschaft: Rückraum-Ass Heymann, der bis dahin viermal getroffen hatte, knickte um und humpelte vom Feld. Der 24-Jährige von Frisch Auf Göppingen blieb nach dem Wechsel auf der Bank. „Die Verletzung ist traurig und ärgerlich“, sagte Kromer. „Hoffentlich ist es nicht so schlimm.“
Kapitän feiert Geburtstag
Zu Beginn der zweiten Halbzeit schickte Gislason mit Torwart Joel Birlehm, der sich wie Klimpke mehrmals auszeichnete, sowie den Rückraumspielern Hendrik Wagner, Djibril M’Bengue und Luca Witzke vier weitere Debütanten auf das Parkett. Der Spielfreude tat dies aber keinen Abbruch. Teilweise betrug der Vorsprung sogar acht Tore. Zwar kam Portugal beim 26:25 bis auf einen Treffer heran, doch in der Schlussphase drehte die DHB-Auswahl noch einmal auf. „Das ist ein perfekter Tag, wenn man am Geburtstag einen Sieg feiert“, sagte der neue Kapitän Johannes Golla, der am Freitag 24 Jahre alt wurde.