Das war ein Topspiel, was seinen Namen verdient hatte. Bis zum Schluss war die Spannung förmlich zu greifen, am Ende musste sich der THW Kiel aber dem noch immer verlustpunktfreien Spitzenreiter der Handball-Bundesliga SC Magdeburg mit 27:29 (15:16) geschlagen geben.
Ohne die an Corona infizierten Rückraumspieler Sander Sagosen und Steffen Weinhold unterliefen dem deutschen Rekordmeister letztlich zu viele Fehler, die der SCM eiskalt bestrafte.
„Hinten haben wir wieder einfache Tore durchgelassen und vorne den einen oder anderen liegen gelassen und da kamen wir dann nicht mehr so richtig ran“, bilanzierte Kiels Kreisläufer Patrick Wiencek.
Landin fit – Duvnjak und Ekberg bleiben an Bord
Die 9300 Zuschauer in der Kieler Halle sorgten im Topspiel von Beginn an für absolute Spitzenstimmung. Vor dem Anpfiff gab es für die THW-Fans noch mehrere erfreuliche Nachrichten.
Einmal ist Torhüter Niklas Landin rechtzeitig fit geworden. Sein Einsatz stand vor dem Spiel aufgrund von muskulären Problemen auf der Kippe. Zum anderen verkündeten Kapitän Domagoj Duvnjak und Rechtsaußen Niclas Ekberg ihre Vertragsverlängerung. Die beiden Säulen der Mannschaft bleiben den „Zebras“ bis einschließlich 2024 erhalten.
Traumhafter Start in die Partie
Das Gipfeltreffen hielt vom Start weg das, was es versprochen hatte. Qualitativ hochwertiger Handball mit schönen Toren, intensive Duelle und ganz viele Emotionen.
Getragen von der elektrisierenden Stimmung in der Halle legte der THW los wie die Feuerwehr. Schnell erspielte sich der amtierende Meister mit dem Treffer von Kreisläufer Hendrik Pekeler eine Drei-Tore-Führung (4:1/5. Minute). Bis zur ersten Magdeburger Auszeit (11.) hatte das Jicha-Team alles im Griff.
Danach kam aber der Spitzenreiter immer besser in die Partie und die Kieler spielten nicht mehr wie aus einem Guss.
Starker SCM-Keeper Green
Das lag einerseits an den sich häufenden Fehlern im eigenen Ballbesitz, andererseits aber auch am gut aufgelegten Magdeburger Torhüter Jannick Green (insgesamt 14 Paraden), der die THW-Akteure und -Fans mit der einen oder anderen starken Parade beinahe schon zur Verzweiflung brachte.
Aber auch sein Gegenüber Niklas Landin präsentierte sich in guter Verfassung (insgesamt 13 Paraden). Der knappe 15:16-Rückstand zur Pause war ein Spiegelbild einer intensiven ersten Halbzeit.
Rote Karte und Rudelbildung
Im zweiten Durchgang sollte es genauso spannend bleiben. Teilweise ging es drunter und drüber. Nachdem Magdeburgs Piotr Chrapkowski nach seiner dritten Zeitstrafe nicht mehr am Spiel teilnehmen durfte, ging es auch für seinen Teamkollegen Marko Bezjak vorzeitig unter die Dusche.
Der Slowene hatte nach dem 17:17 für den SCM durch Tim Hornke (35.) seinen am Boden liegenden Gegenspieler Magnus Landin getreten. Vollkommen zu Recht gab es für diese Tätlichkeit die Rote Karte. Auf dem Spielfeld kam es zu einer kleinen Rudelbildung.
Eventuell hat der THW durch diese und andere Aktionen zu sehr seinen Fokus aufs Spiel verloren, weswegen es mit einem 21:24-Rückstand (46.) aus Kieler Sicht in die hitzige Schlussphase ging.
Magdeburg spielt es clever herunter
In dieser peitschte die ausverkaufte Halle die „Zebras“ nochmals nach vorne. Keine Szene blieb mehr unkommentiert. Nicht nur Magdeburg, sondern auch die beiden Schiedsrichter bekamen den Unmut der THW-Fans lautstark zu spüren.
Der Support von den Rängen zeigte zwar Wirkung, kamen die Kieler noch bis auf einen Treffer heran (26:27/57.), doch letztlich spielte der Tabellenführer die Partie clever herunter und hat nunmehr vier Punkte Vorsprung vor dem THW.
Nationalspieler Wiencek macht diese Lücke zu den Magdeburgern noch keine große Sorge. „Wir haben genügend Möglichkeiten, an sie ranzukommen. Es sind noch viele Spiele zu gehen“, sagte der 32-Jährige.