14. Dezember 2016: Die Hölle Nord kocht beim Pokalmatch zwischen SG Flensburg-Handewitt und MT Melsungen. Die Stehtribüne pfeift Philipp und Michael Müller gnadenlos aus. Die Zwillinge kennen das, ertragen es nicht nur, sondern legen noch einen Zahn zu. Für kleine Scharmützel auf der Platte sind sie immer zu haben, außerhalb sind sie aber „anständige Kerle“, was SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke damals schon betont hat.
Verpflichtung nachvollziehbar und auch gewagt
Nachtragend sind die Müllers nicht: Zur Flensburger Meisterschaft 2018 gratulieren sie mit einem Foto, auf dem sie SG-Shirts tragen. Das war ein Blick in die Zukunft: Angesichts der Personalnot der SG hat Schmäschke jetzt Michael Müller bis zum Jahresende verpflichtet. Das ist nachvollziehbar: Der noch junge Handballrentner (37) ist nicht nur einer der wenigen greifbaren Linkshänder, sondern musste als Schmäschkes Schwiegersohn (und als „anständiger Kerl“) auch nicht lange bekniet werden. Das ist aber auch gewagt, denn, siehe oben, da war doch was. Nur eine Eskalationsstufe bliebe noch – wenn Christian Zeitz für die SG aufliefe.
Außerordentliche Pressekonferenz am Montag
Das wird aber sicher nicht das Thema einer Pressekonferenz sein, zu der die SG für Montag einlädt. Es soll um die personelle Ausrichtung gehen und neben Schmäschke wird auch der SG-Beiratsvorsitzende Boy Meesenburg dabei sein. Das spricht für eine bedeutende Personalie, über die noch eisern geschwiegen wird. Das ist eine Einladung zur Spekulation. In der Clubführung ist eigentlich alles geklärt. Holger Glandorf wird im Sommer 2022 neuer Geschäftsführer, Schmäschke arbeitet ihn bis dahin weiter ein und schlüpft dann ins neugeschaffene Amt des SG-Präsidenten. Vertragsverlängerungen für Spieler oder Neuzugänge pflegt die SG nicht mit Extra-Pomp vorzustellen, da müsste schon ein Top-Ten-Kaliber hereinschneien – unwahrscheinlich. Weltstars werden hier gemacht, nicht eingekauft.
Geht es um Trainer Maik Machulla?
Bleibt die sportliche Führung. Maik Machullas Trainervertrag läuft bis 2023. Wird etwa daran geschraubt? Der Coach hat nach vier erfolgreichen, aber aufreibenden Jahren davon gesprochen, wie er sich altern sieht. Die Idee eines Sabbatjahres oder einer Hospitanz bei einem Spitzenclub einer anderen Sportart könnte ihn reizen, deutete er mal an. Und momentan ist der SG-Job für den Meistercoach weder vergnüglich noch gesundheitsfördernd. Andererseits ist Machulla wirklich nicht der Typ, der im ersten Sturm das Weite sucht.
Gut für den Wettbewerb
Für Rätselraten sorgt auch Sander Sagosen, der mit der Frage Kolstad oder Kiel ringt. Ein neuer großer Player im internationalen Handball bedeutet nicht nur Konkurrenz und Schwierigkeiten für THW und SG. Je mehr Top-Adressen es gibt, desto breiter könnten sich die Spitzenkräfte streuen und nicht mehr an wenigen Orten konzentrieren. Das wäre eine erfreuliche Entwicklung.