Thriller ohne Happy End: Deutschlands Handballer haben das Kracherduell gegen Rekord-Weltmeister Frankreich mit 29:30 (13:16) verloren und damit die zweite Vorrunden-Niederlage im Olympia-Turnier kassiert.
Die DHB-Auswahl weist als Tabellenvierter in der Gruppe A nun 2:4 Punkte auf und steht im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale in den ausstehenden Spielen gegen Norwegen und Brasilien enorm unter Druck. Bester Werfer für das Team von Bundestrainer Alfred Gislason war am Mittwoch Timo Kastening mit sieben Toren.
„Wir hatten eine Hand am Sieg. Mit ein bisschen mehr Cleverness wäre es möglich gewesen. Wieder eine Ein-Tor-Niederlage. Wir müssen irgendwas finden, damit wir diese Stotter-Starts abstellen. Das zieht sich durch die ganze Mannschaft. Da muss man eine Menge arbeiten, es kostet viel Kraft“, sagte Kastening dem ZDF.
Schwachstelle deutsche Abwehr
Nach einem Krimi wie bei den knappen Niederlagen im Olympia-Halbfinale 2016 und dem kleinen Finale bei der WM 2019 sah es zunächst nicht aus. Wie schon beim Pflichtsieg gegen Argentinien fand die DHB-Auswahl nur schwerfällig in die Partie und kam erst spät auf Betriebstemperatur.
Die Abwehr fand keine Einstellung gegen das variable und schnelle Angriffsspiel der Franzosen und beim Abschluss wurde einmal mehr gesündigt. Schon nach gut zehn Minuten nahm Gislason beim Stand von 2:7 die erste Auszeit.
Doch es wurde nicht besser. Immer wieder bissen sich die deutschen Spieler an der französischen Deckung die Zähne aus und schenkten zu viele leichte Bälle her. Und das sonstige Prunkstück – die Abwehr – war dieses Mal eher die Schwachstelle. Ob vom Kreis oder aus dem Rückraum – die „Equipe tricolore“ kam immer wieder zu einfachen Toren und baute den Vorsprung beim 14:7 (24.) sogar auf sieben Treffer aus.
„Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht“
Gislason verfolgte an der Seitenlinie mit verschränkten Armen und grimmiger Miene den fehlerhaften Auftritt seiner Schützlinge, die dem Olympiasieger von 2008 und 2012 erst gegen Ende der ersten Halbzeit etwas besser Paroli bieten und den Rückstand auf drei Tore verkürzen konnten. „Gott sei Dank haben wir uns noch einmal herangekämpft, nachdem wir schon zweimal den Anschluss verloren hatten“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer in der Pause und kritisierte: „Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht.“
Zwei schnelle Tore nach dem Wechsel schürten neue Hoffnungen. Endlich war das DHB-Team hellwach. Die Defensive um den kurz vor der Pause für Johannes Bitter zwischen die Pfosten gerückten Torwart Andreas Wolff stand nun stabiler und vorne wurden die Chancen besser verwertet. Lohn war die erste Führung im Spiel beim 19:18 nach 38 Minuten.
Jetzt war es ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Gislason-Truppe auch einen erneuten Drei-Tore-Rückstand wegsteckte und vor allem durch ihren Kampfgeist überzeugte. Beim 27:27 (54.) war wieder alles offen, doch am Ende fehlte wie schon bei der knappen Auftakt-Niederlage gegen Europameister Spanien das letzte Quäntchen zum Glück.