Zu Titeln und Auszeichnungen von Henning Fritz gesellen sich bemerkenswerte Rekorde. Mit 46 Jahren wird der Torhüter der älteste Spieler der Handball-Bundesliga, der einzige, der dort in vier Dekaden aktiv war und der einzige, der das exklusive Arbeitgeber-Quartett SC Magdeburg, THW Kiel, Rhein-Neckar Löwen und SG Flensburg-Handewitt vervollständigt hat.
So schildert Fritz seine erste Reaktion auf die Bitte des Schwagers, in Flensburg als Ersatz für den verletzten Benjamin Buric einzuspringen.
Viele Anfragen abgelehnt
Die familiären Bande zwischen dem Welthandballer, Weltmeister, zweifachem Champions-League-Sieger sowie fünfmaligem Deutschen Meister und SG-Trainer Maik Machulla waren entscheidend für das Ja zum spektakulären Comeback neun Jahre nach dem Karriereende in Mannheim. „Ich hatte schon viele solche Anfragen abgelehnt. Maik habe ich aus dem Bauch heraus zugesagt“, erzählt Hennig Fritz.
Daran änderte sich nichts, nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte. Als der zweifache Vater auch noch von seiner Familie ermutigt worden war, gab es kein Halten mehr auf dem Weg aus seiner Wahlheimat nahe Heidelberg in Richtung Flensburg.
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Der Ehrgeiz hat im Handball-Ruhestand nicht gelitten. Dass er mit der SG unter Umständen noch einen Titel holen kann, habe auch eine Rolle gespielt. Natürlich werde Hilfe in Gestalt eines Patzers vom THW Kiel benötigt. „Aber ich bin optimistisch, dass wir unsere letzten Spiele alle gewinnen“, sagt Fritz.
Schnelle Identifikation
Das „wir“ kommt ihm ohne Zögern über die Lippen. „Seit Maik Trainer ist, bin ich öfter in Flensburg gewesen und habe die SG und ihr ganzes Umfeld als sehr familiär kennengelernt. Das passt zu mir, daher gab es auch eine schnelle Identifikation“, sagt Fritz.
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Die ersten Tage mit der Mannschaft bestärkten den positiven Eindruck. „Sie hat genau die richtige Zusammensetzung von Fokussierung und Lockerheit. Manchen Teams fehlt der Fokus auf das Wesentliche, anderen die Lockerheit, um nicht zu verkrampfen. Hier ist es ideal“, stellt Fritz fest. Ihm ist die Rückkehr in den Profihandball bisher gut bekommen. Das erste Training in Flensburg und das Aufwärmen zum Spiel in Lemgo hat er ohne Probleme überstanden. Fritz hat nie aufgehört, sich in Form zu halten. Dank Kraft- und Ausdauertraining hat er Gewicht und Statur aus seiner Profizeit weitgehend konserviert. „Ich bin sehr angetan. Er wirkt fitter als früher“, behauptet Maik Machulla sogar.
Das stellt Henning Fritz klar, der sich durchaus darüber bewusst ist, dass er in seinem Alter ein gewisses Verletzungsrisiko eingeht. „Es gibt ja nicht viele Referenzen dafür“, meint der Keeper. Der 43 Jahre alte Gorazd Skof hütet derzeit noch das Tor beim Bundesligisten Eulen Ludwigshafen. Allerdings hat der Slowene seine Karriere nie unterbrochen. „Die ganz explosiven Torwart-Bewegungen wird man von mir nicht sehen“, sagt Fritz. „Wer meinen Stil zu aktiven Zeiten kannte, weiß, dass ich die Bälle nicht im Spagat gehalten habe. Das unterscheidet mich von skandinavischen Torhütern.“
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Ob er in den letzten sieben Spielen überhaupt zum Einsatz kommt, hängt von den weiteren Leistungen von Torbjörn Bergerud ab. „Ich will ihm den Rücken stärken und über ein paar Kleinigkeiten reden, die mir aufgefallen sind“, sagt Fritz. Bleibt der Norweger weiter so stabil wie in den vergangenen Spielen, hat der Routinier kein Problem damit, auf der Bank zu bleiben: „Ich erhebe keinen Anspruch auf Spielanteile.“ Fritz hat den Eindruck, dass Bergerud sehr gut mit der gestiegenen Verantwortung umgeht. „Am Ende sind wir alle Menschen, die ihre Rolle finden müssen. Vielleicht ist Torbjörn einer, der die Rolle als Nummer eins braucht, um seine bestmögliche Leistung zu bringen.“