Die Sprachregelung war schnell gefunden: „Der Punkt kann Gold wert sein.“ Das stellten unisono alle Akteure der SG Flensburg-Handewitt nach dem 26:26 gegen die Rhein-Neckar Löwen im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga fest. Tatsächlich hat der Flensburger Punktverlust im Titelkampf mit dem THW Kiel wenig geändert. Die SG war und ist auf eine Niederlage des Tabellenführers angewiesen, um Rang eins noch zu erobern.
Insofern ist das dramatische Jubiläumsspiel für Maik Machulla nach Sieben-Tore-Rückstand und zweifacher Aufholjagd noch glimpflich ausgegangen. Es steht sinnbildlich für die nun 200 Partien umfassende Ära des Cheftrainers, in der die Krisenresistenz der Mannschaft immens gewachsen ist. „Die Moral ist Wahnsinn. Es ist schwer zu verstehen, wo die Spieler immer noch Kräfte finden“, staunte Machulla.
„Das ist leider unser Ding in dieser Saison, aber es zeigt auch den Charakter der Mannschaft. Wir nehmen wieder viel Gutes mit aus diesem Spiel“, sagte der neunfache Torschütze Mads Mensah.
Mensah und Gottfridsson im Fokus
Vom 7:14 (21.) zum 18:18 (47.), dann nochmal vier Tore nach dem 19:23 aufgeholt – „das ist gegen die Rhein-Neckar Löwen fast nicht möglich“, meinte Machulla. Doch es geht – mit Ausnahmespielern wie Mensah und Jim Gottfridsson. Der dänische Torjäger, der unbeeindruckt vom starken Löwen-Keeper Andreas Palicka seine Chancen suchte. Der schwedische Anführer, der nach einem Schlag auf den Kehlkopf die Sprache verloren hatte, aber nicht die Lust am Spiel.
Gottfridsson führte sogar eine von den Flensburgern ungeliebte Angriffsvariante zum Erfolg. Machulla brachte zeitweise den siebten Feldspieler, um Belastungen zu reduzieren. Die Löwen hatten mit einer ungewöhnlich offensiven Abwehr ständig Eins-gegen-Eins-Situationen provoziert. „Das halten wir nicht 60 Minuten durch. Ich wollte wieder Kraft gewinnen für unseren normalen Angriff“, erklärte der SG-Trainer.
„Jim hat das super gesteuert und so haben wir länger als geplant Sieben gegen Sechs gespielt“, sagte Mensah, der das Torewerfen in dieser Phase dem Kreisläuferdoppel Hald/Golla überließ. Machulla erfreute sich zwar daran, dass fünf Überzahlangriffe fünf Tore einbrachten, blieb aber dabei: „Ich werde kein Fan vom siebten Feldspieler.“
Lemgo nahm im Hinspiel einen Punkt mit
Am Sonntag (16 Uhr) bekommt es die SG mit einer weiteren Mannschaft zu tun, die in Flensburg einen Punkt geholt hat. Es geht zum TBV Lemgo, der im Februar mit einem 27:27 in der Flens-Arena überraschte. Nicht nur deshalb hat Machulla einen „Riesenrespekt“ vor den Ostwestfalen. Sein Trainerkollege Florian Kehrmann habe alles im Griff. „Das ist eine sehr homogene Mannschaft mit einer klaren Spielidee. Mit dem Sieben gegen Sechs hat Lemgo uns große Probleme bereitet“, sagte der SG-Trainer.
Dennoch ist Machulla optimistisch, dass die SG im Lipperland erfolgreich sein wird, wenn sie das Niveau wie gegen Melsungen und wie in der zweiten Halbzeit gegen die Löwen erreicht. Zumal sich die Sorgen auf der Torhüterposition fast zerstreut haben. Torbjörn Bergerud ist in Topform, dazu kommt nun noch Henning Fritz als spektakuläre Verpflichtung zur Unterstützung. Der Kader bleibt unverändert. Auch Jim Gottfridsson wird dabei sein. „Er kann nicht reden, aber er kann Handball spielen“, sagte Machulla.