Hoch gepokert, am Ende (relativ) knapp gewonnen – der THW Kiel hat im spannenden Meisterrennen der Handball-Bundesliga wieder vorgelegt. Gegen HBW Balingen-Weilstetten mussten die Kieler beim 38:34 (21:19)-Sieg aber härter um die Punkte kämpfen, als ihnen lieb war.
THW-Trainer Filip Jicha war nach dem Abpfiff einfach nur froh, die Partie gewonnen zu haben. „Das war kein leichtes Spiel für uns, meine Jungs gehen auf dem Zahnfleisch. Deshalb habe ich versucht, so zu rotieren, wie es unser Kader hergibt“, erklärte der Tscheche, der eine ungewohnte Start-Sieben aufs Parkett schickte. Im Tor begann Dario Quenstedt, auf den Außen standen Malte Voigt und Sven Ehrig, im Rückraum bekam Oskar Sunnefeldt neben den Routiniers Domagoj Duvnjak und Steffen Weinhold seine Chance.
Weiterlesen: 31:29 gegen Paris Saint-Germain: THW Kiel gewinnt das „Gigantenduell“
Kieler Abstimmungsprobleme
Dass die Kieler in dieser Formation selten zusammenspielen, erkannten dann auch die Gäste sehr schnell. Sie nutzten die Abstimmungsprobleme und erarbeiteten sich eine Führung, die sie auch nicht wieder hergeben wollten. Vor allem über die Außen war HBW gefährlich und kam immer wieder zu leichten Toren. Auch das Kieler Zwischenhoch zum 12:9 (16.) konterten die Gäste, die fast durchgehend mit dem siebten Feldspieler agierten, mit einem Vier-Tore-Lauf zum 13:12 (19.).
Jicha reagierte und brachte mit Harald Reinkind und Niclas Ekberg zwei neue Linkshänder. Kurz zuvor bekam auch Sander Sagosen zum ersten Mal nach seiner Grippe-Pause wieder seine Chance. Der Norweger war zwar noch nicht wieder ganz der Alte, zeigte aber mit vier Treffern, dass er auf bestem Wege zur gewohnten Form ist.
Die Wechsel zeigten Wirkung, Kiel ging immerhin mit einer 21:19-Führung in die Pause. Für HBW-Coach Jens Bürkle, der sechs seiner Stammkräfte ersetzen musste, ein absolut zufriedenstellendes Ergebnis. „In der ersten Halbzeit haben wir nur einen technischen Fehler gemacht, haben den Ball und den Gegner laufen lassen und schießen 19 Tore“, resümierte er schon fast ungläubig.
Weiterlesen: Keine Zeit für Frust bei der SG Flensburg-Handewitt
Zehn starke Schlussminuten
Und der Handballlehrer durfte weiter stolz auf seine Mannschaft sein, die auch nach dem Wechsel giftig blieb. Der erhoffte Schongang vier Tage vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League in Paris reichte dem THW am Sonnabend nicht. Die Gäste blieben dran, egalisierten eine Kieler Führung meist im direkten Gegenzug – bis zur 50. Minute (30:30). Der THW hatte zu diesem Zeitpunkt längst wieder seine etablierten Kräfte auf der Platte und machte für zehn Minuten ernst. Der eingewechselte Niklas Landin stärkte seinem Team mit zwei starken Paraden den Rücken, vorne stellten Duvnjak, Rune Dahmke, Ekberg und Hendrik Pekeler mit einem 4:0-Lauf zwischen der 55. und 59. Minute auf Sieg.
Dass die Kieler jetzt vier Tage am Stück kein Spiel haben, ist für Jicha „beinahe schon eine komfortable Situation.“ Deshalb lud der Coach seine Mannschaft direkt im Anschluss an die Partie noch zu einer kleinen Krafteinheit ein. „Im Gegenzug dafür können meine Spieler am Sonntag ein bisschen bei ihren Familien sein“, so Jicha.
THW Kiel: N. Landin (47.-60., 2 Paraden), Quenstedt (1.-47., 7 Paraden) – Ehrig, Duvnjak (4), Sagosen (4), Reinkind (3), M. Landin (1), Sunnefeldt (6), Weinhold (3), Ekberg (5/4), Ciudad (n.e.), Wäger (n.e.), Dahmke (2), Zarabec (1), Voigt (1), Horak, Pekeler (7)
HBW Balingen-Weilstetten: Ruminsky, Jensen – Zobel (6), Kirveliavicius, Nothdurft (8), Wiederstein (3), Gretarsson (4/4), Diebel (1), Beciri (2), Zintel (3), Saueressig (2), Heinzelmann (1), Strohsack (4)
Schiedsrichter: Hurst/Krag (Oberursel/Frankfurt)
Zeitstrafen: 3:5
Siebenmeter: 5:4