Bei ihrem Tagestrip zum EM-Qualifikationsspiel in Bosnien-Herzegowina zittern die deutschen Handballer mehr vor Corona als dem Gegner.
„Nur kein Risiko“, lautet das Motto der DHB-Auswahl, die bereits für die Endrunde 2022 in Ungarn und der Slowakei qualifiziert ist. „Hoffentlich haben wir dieses Mal Glück, dass es keine positiven Fälle gibt und sich keiner ansteckt“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason vor dem vorletzten Gruppenspiel an diesem Donnerstag (16.10 Uhr/ARD) in Bugojno. „Wir haben alles unternommen, um möglichst wenige Kontakte zu haben. Aber das letzte Risiko auf dem Parkett bleibt.“
Vom Charterflieger geht es direkt in die Halle und nach dem Abpfiff sofort nach Deutschland zurück. Sogar das eigene Essen wird mitgenommen. „Wir haben zuletzt sehr erfolgreich für die Sicherheit gesorgt und werden das auch dieses Mal tun“, versprach DHB-Sportvorstand Axel Kromer.
Die Erinnerungen an den November 2020 sind noch frisch. Nach dem mühevollen Hinspielsieg gegen Bosnien-Herzegowina und dem Gastspiel in Estland – am Sonntag in Stuttgart letzter DHB-Gegner in der EM-Ausscheidung – waren gleich vier Nationalspieler an Covid-19 erkrankt. Das soll sich im Saison-Endspurt, wo die Entscheidungen in der Bundesliga, der Champions League und der European League anstehen, auf keinen Fall wiederholen.
Daher werden die Nationalspieler am Donnerstagmorgen mit einem leicht mulmigen Gefühl an Bord gehen. „Natürlich würde ich mir wünschen, dass dieses Spiel nicht in so einer entscheidenden Phase kommt, wo bei uns ein Champions-League-Viertelfinale ansteht“, sagte Kreisläufer Johannes Golla vom Liga-Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt. „Das dürfen wir auf keinen Fall durch eine Quarantäne verpassen.“
Weit weniger anspruchsvoll als der Schutz vor Corona ist die sportliche Herausforderung, schließlich gehört der Gegner nicht gerade zur ersten Adresse des europäischen Handballs. Dennoch erwartet Gislason keinen Spaziergang. „Für Bosnien geht es noch um die EM-Teilnahme, die werden sehr motiviert sein“, sagte der Bundestrainer und forderte: „Ich erwarte, dass wir voll zur Sache gehen, gut spielen und gewinnen.“
Immerhin ist das DHB-Team in der EM-Qualifikation seit 18 Spielen ungeschlagen. „Wir haben 2015 letztmals verloren. Das ist eine beeindruckende Statistik“, sagte Sportvorstand Kromer. Damals gab es ein 20:26 in Spanien.
Für die Partie gegen Bosnien-Herzegowina strich Gislason am Mittwoch Torwart Silvio Heinevetter, Rechtsaußen Tobias Reichmann, Rückraumspieler Fabian Böhm sowie die Kreisläufer Sebastian Firnhaber und Jannik Kohlbacher aus dem Kader. Das Quintett erhielt dafür eine Einsatzgarantie im Estland-Spiel. Dann sollen die Kreisläufer Patrick Wiencek und Golla, Rechtsaußen Timo Kastening, Torwart Andreas Wolff und Rückraumspieler Steffen Weinhold eine Pause erhalten. „Wir haben viel Qualität im Kader, jeder will sich zeigen“, sagte Gislason mit Blick auf die Olympischen Spiele in Tokio.