Für Emily Bölk gibt es dieser Tage viel zu tun. Mit erst 22 Jahren gehört die Rückraumspielerin bereits zur Führungsriege im neuformierten Team der deutschen Handball-Frauen, das im Playoff-Rückspiel gegen Portugal in Hamm das WM-Ticket lösen will. „Das steht über allem“, betonte Bölk.
Wie schon beim 32:27-Sieg im Hinspiel wird Bölk die DHB-Auswahl als Kapitänin auf das Parkett führen. Nach dem Rücktritt von Kim Naidzinavicius hatte Bundestrainer Henk Groener der zweimaligen „Handballerin des Jahres“ das wichtige Amt für die WM-Qualifikation anvertraut – wenn auch vorerst als Interimslösung. „Sie zeigt sich trotz ihrer Jugend in vielen Spielen und auch außerhalb des Feldes sehr präsent und nimmt die Mannschaft mit“, begründete Groener seine Entscheidung, die vom Team „sehr begrüßt wurde“.
Bölk nimmt ihre Rolle als Führungsspielerin an – und sehr ernst. „Ich versuche voranzugehen und die noch jüngeren oder neuen Spielerinnen mitzunehmen, ihnen auch Hilfestellung zu geben – sowohl auf als auch neben dem Spielfeld“, berichtete sie. Dabei achte sie darauf, „dass ich alle mit ins Boot hole“.
Immerhin sechs Neulinge stehen im Aufgebot, nachdem ebensoviele Leistungsträgerinnen für die Portugal-Spiele absagen mussten. Damit fokussiert sich die Verantwortung automatisch noch mehr auf die wenigen erfahrenen Spielerinnen im Team, zu denen Bölk trotz ihres jungen Alters gehört. Immerhin bestreitet die Tochter der 1993er Weltmeisterin Andrea Bölk am Dienstag bereits ihr 63. Länderspiel.
Doch nicht nur auf dem Parkett gibt Bölk, die 2016 mit 16 Jahren in der Nationalmannschaft debütierte, den Takt vor. „Ich gehe auch außerhalb des Spielfeldes auf Trainingsinhalte oder taktische Dinge ein, die mir aufgefallen sind und die ich in kleineren Gruppen noch einmal üben will. Ich frage auch nach, wie sich die neuen Spielerinnen fühlen, ob sie Fragen haben oder Hilfe benötigen“, beschrieb sie ihre Rolle und fügte lächelnd hinzu: „Ich bin zu allen ganz nett und versuche für gute Stimmung im Team zu sorgen, damit wir die auch auf die Platte bringen.“
Im Hinspiel gelang dies nur in Ansätzen, denn in der zweiten Halbzeit offenbarte das DHB-Team gegen den zweitklassigen Gegner eklatante Abwehrschwächen. „Es ist klar, dass nicht alles funktioniert hat. Das hat beim Handball viel mit Timing und blindem Verständnis zu tun. Da fehlen die Wiederholungszahlen“, sagte Bölk. In der Zweitauflage soll es besser klappen: „Wir reden viel darüber, um Lösungen zu finden und das auf der Platte umzusetzen.“ Der Bundestrainer wird dabei ganz genau hinschauen. „Ich erwarte, dass die gestandenen Spielerinnen das Zepter an sich reißen“, sagte Groener. „Sie müssen vorangehen – und werden das auch tun.“