Alleine die Tatsache, dass die SG Flensburg-Handewitt am Ostersonntag zum ersten Mal seit Oktober 2011 beim SC Magdeburg gewann, verdient Aufmerksamkeit. Die Umstände, unter denen der Tabellenführer der Handball-Bundesliga das Spitzenspiel für sich entschied, machten den 32:29 (18:17)-Triumph noch besonderer.
Die SG verlor kurz vor dem Anpfiff Simon Hald, musste aufgrund einer roten Karte 40 Minuten ohne ihren Kopf und Motor Jim Gottfridsson auskommen, bangte um Magnus Röd. Franz Semper, Lasse Möller und Jacob Heinl waren ohnehin nicht dabei. Und doch beendete die Mannschaft von Maik Machulla Magdeburgs Erfolgsserie und setzte eine Woche nach dem Derbysieg gegen den THW Kiel ein weiteres dickes Ausrufezeichen im Titelkampf.
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Kurzfristiger Hald-Ausfall
Vor dem Topspiel musste die SG kurzfristig einen weiteren Ausfall verkraften. Der erst zu Wochenbeginn aus der Quarantäne entlassene Hald klagte laut Machulla über Unwohlsein und Herzrhythmusstörungen. Vorsichtshalber wurde der Däne zur kardiologischen Untersuchung in ein Magdeburger Krankenhaus gebracht. Am Abend teilte die SG mit, dass die Ergebnisse keine Auffälligkeiten zeigten. Hald machte sich mit der Mannschaft zurück auf den Heimweg nach Flensburg, wo er zur weiteren Kontrolle ein Belastungs-EKG absolvieren wird.
Abwehr- und Torwartprobleme
Im Mittelblock waren wie schon gegen Kiel Johannes Golla und Magnus Röd gefordert. Der Tabellenführer schaffte es in der ersten Viertelstunde nicht, dem wendigen Magdeburger Rückraum um den starken Christian O’Sullivan eine kompakte Deckung entgegenzustellen. Es gelangen kaum Stoppfouls, um den Spielfluss zu unterbinden. Zudem hielt SG-Keeper Benjamin Buric nur einen Ball und machte in der 12. Minute, der SCM führte 8:6, Platz für Torbjörn Bergerud. Der Wechsel fruchtete zunächst nicht, auch Bergerud rutschten ein paar Würfe durch. Die Gastgeber zogen auf 11:8 (18.) davon. Ein Grund dafür war auch SCM-Torwart Jannick Green, der deutlich besser im Spiel war als Flensburgs Schlussmänner.
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Weitere Nackenschläge für Flensburg
Kurz darauf (21.) verlor die SG beim Stand von 12:9 Jim Gottfridsson. Der Schwede erwischte Marko Bezjak beim Versuch, den Slowenen festzumachen, am Kopf und sah die rote Karte – eine harte Entscheidung, da es zuvor noch keine Zeitstrafe gegeben hatte. Gottfridsson beschwerte sich jedoch nicht und verließ klaglos das Feld.
Kaum mehr als eine Minute später der nächste Schock für das Machulla-Team: Röd verhinderte ein Kreisanspiel, dabei fiel ihm Moritz Preuss unglücklich ins rechte Knie. Der Norweger konnte zwar ohne Hilfe auf die Bank humpeln, wo er bandagiert wurde und in Bewegung blieb, er kehrte bis zur Pause aber nicht mehr zurück.
Mensah dreht auf
Trotz des Rückstands und der vielen Nackenschläge behielten die Flensburger den Kopf oben. Sie eroberten ein paar Bälle, Magdeburg kam etwas aus dem Tritt. Alexander Petersson konterte zum 13:13 (24.), die SG war jetzt voll im Spiel. Bis dahin war sie hauptsächlich über Johannes Golla zum Erfolg gekommen, nun schwang sich Mads Mensah in der ersten Partie nach seiner Quarantäne zu großer Form auf. Der Däne erzielte das 16:16 und bediente Hampus Wanne zum 17:17. Mit der Halbzeitsirene warf Göran Sögard den Ball zur ersten Flensburger Führung (18:17) ins leere Magdeburger Gehäuse.
Röd kehrt zurück
Mut machte auch Röds Rückkehr in den Mittelblock nach der Pause. Lasse Svan, Petersson und Golla mit seinem siebten Treffer verschafften der SG ein Drei-Tore-Polster (21:18, 34.). Bergerud wurde zum Faktor, seine sechste Parade ebnete den Weg für Svans Konter zum 22:18. Was Flensburg nun im Angriff ohne Gottfridsson und in der Abwehr mit einem angeschlagenen Röd bot, machte fast sprachlos – im positiven Sinne.
In den nächsten Angriffen schmiss Machulla Youngster Magnus Holpert ins kalte Wasser, weil Sögard am Finger behandelt werden musste. Die SG überstand diese Phase schadlos, Mensah brachte ein weiteres Geschoss zum 24:20 (40.) unter. Golla erhöhte. Mit einer Entscheidung hatte das aber noch nichts zu tun. Magdeburg ließ in den folgenden Minuten kein Flensburger Tor zu, der eingewechselte Michael Damgaard erzielte den Anschlusstreffer (46.), Omar Magnusson per Siebenmeter das 25:25. Bergerud verhinderte gegen den Isländer den Rückstand.
Wanne liefert eiskalt ab
Auf der anderen Seite beendete Wanne die Acht-Minuten-Flaute der SG und bestrafte wenig später einen Ballverlust des SCM mit dem 27:25 (51.). Flensburg suchte den Linksaußen jetzt immer wieder, Wanne lieferte eiskalt ab. Nach Sögards Konter zum 31:27 (56.) waren die Punkte zum Greifen nahe. Der SCM verkürzte noch einmal, aber Mensah machte mit Tor Nummer acht den Deckel drauf.
SC Magdeburg: Thulin, Green – Musa (2), Chrapkowski (3), Kluge, Steinert, Pettersson (3), Magnusson (7/3), Hornke, Gullerud, Mertens (3), O’Sullivan (7), Bezjak (2), Damgaard (2), Preuss
SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud (ab 12.) – Golla (8), Svan (3), Wanne (6), Jöndal, Steinhauser (n.e.), Mensah (8), Sögard (4), Gottfridsson (1), Holpert, Petersson (2), Röd
Schiedsrichter: Blümel/Loppaschewski (Berlin)
Zeitstrafen: 1:2
Disqualifikation: Gottfridsson (21./Bezjak am Kopf getroffen)
Siebenmeter: 3/3:0/1