Olympische Sommerspiele in Tokio – Deutschland ist dabei! Mit einem kleinen Siegertänzchen auf dem Parkett feierten die deutschen Handballer am Sonntag in der Berliner Max-Schmeling-Arena ihre erfolgreich abgeschlossene Mission, ehe sie vor einen überdimensionalen „Ticket to Tokyo“ fürs Jubelfoto posierten und gemeinsam mit Bundestrainer Alfred Gislason ihre Freude über das Erreichte herausschrien.
Ziel bleibt Gold
Kurz zuvor hatte die DHB-Auswahl mit einem 34:26 (17:14)-Sieg über Algerien ihre sommerliche Dienstreise in die japanische Hauptstadt zum weltgrößten Sportevent gebucht – als ungeschlagener Gruppenzweiter (5:1 Punkte) dieses Qualifikationsturnieres mit vier Teams. „Wir sind mehr als glücklich, dass wir die Aufgabe so souverän gelöst haben. Jetzt können wir den Traum von Olympia leben“, frohlockte DHB-Vizepräsident Bob Hanning und bekräftigte das von ihm ausgegebene und oft kritisierte Gold-Ziel: „Wir fahren nicht nach Tokio, um Zweiter zu werden.“
Enorme Erleichterung, große Erschöpfung und ein wenig Euphorie – so lautete die Mixtur, die diese aufregenden drei Tage im schwarz-rot-goldenen Lager hervorbrachten. Auch wenn der Abschluss gegen den nordafrikanischen Außenseiter etwas holprig geriet, schürten Pekeler, Golla und Co. mit teilweise begeisternden Phasen beim (glücklichen) 25:25 gegen Vizeweltmeister Schweden und dem imposanten Kantersieg im Schlüsselspiel gegen Slowenien (36:27) die Hoffnung auf olympisches Edelmetall – und das nur sechs Wochen nach der historisch schlechten WM (Platz 12).
„Alle sind extrem happy“, berichtete Gislason und sprach von einer „großen Erleichterung. Ich bin extrem stolz auf die Mannschaft“, lobte der Isländer sein Team, das den Abend bei einer spontanen Party mit Rippchen, Kartoffeln und Salat ausklingen ließ. Als Belohnung für das redlich verdiente Olympia-Ticket. „Das Signal, das von diesem Turnier ausgeht, ist, dass wir in der Lage sind, mit den besten Teams mithalten können“, bilanzierte DHB-Präsident Andreas Michelmann.
Die Pflichtaufgabe gegen Außenseiter Algerien geriet allerdings zu einer unerwartet zähen Angelegenheit. Während am Sonnabend gegen die Slowenen fast alles geklappt hatte, lief am Sonntag im deutschen Spiel nicht alles wie am Schnürchen. Was besonders auf die (zu emotionslose) Abwehrleistung in der ersten Halbzeit zutraf. 14 Gegentore zur Pause – das war happig.
Kühn bester Torschütze
Dennoch blieb das deutsche Team stets auf Kurs. Als der Kieler Hendrik Pekeler im zweiten Durchgang die Deckungsmitte verstärkte, gewann die Abwehr an Stabilität. 25:19 nach 41 Minuten – die DHB-Auswahl hatte fortan alles im Griff ohne groß zu glänzen. Die Wurfkraft von Julius Kühn (acht Tore) und die Reflexe von Torhüter Silvio Heinevetter reichten aus, um nicht mehr in Gefahr zu geraten.
In den nächsten Monaten soll Gislason die Mannschaft nun so weiterentwickeln, dass sie bei den Sommerspielen (23. Juli bis 8. August) um den Sieg mitspielen kann. „Wir haben uns angriffsmäßig weiterentwickelt, müssen aber in allen Bereichen konstanter werden“, bilanzierte der Bundestrainer. Man habe gezeigt, dass „wir an einem guten Tag jeden schlagen können“. Im Hinblick auf Tokio meinte er optimistisch: „Wir gehören nicht zu den ganz großen Favoriten. Aber: Mit Deutschland muss man immer rechnen.“
Deutschland: Wolff, Heinevetter – Gensheimer (5/2), Wiencek (4), Golla (4), Wiede (2), Heymann (1), Pekeler (1), Knorr, Weinhold (2), Weber (2), Groetzki (2), Kühn (8), Kastening (n.e.), Häfner (2), Schiller (1/1). Algerien: Zemouchi, Benmenni, Ghedbane – Naim (9), Ayoub (4), Badi (4/3), Bendjilali (3), Bellahcene (2), Chehbour (1), Saker (1), Hadidi (1), Abderahim (1) |