Der THW Kiel mag es offenbar dramatisch. In der dritten Partie innerhalb von fünf Tagen holte sich der deutsche Handball-Rekormeister am Donnerstag mit dem 24:24 (9:12) beim HBC Nantes einen wichtigen Punkt in der Champions League. Die Kieler lagen kurz vor Schluss noch mit drei Treffern hinten, erkämpften sich mit eisernem Willen aber den einen Zähler, der ihnen die Chancen lässt, noch den angepeilten Platz drei in der Gruppe B der Königsklasse zu erreichen.
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„Wir wollen uns die Punkte wieder holen, die wir im September vor unseren Fans verloren haben“, gab THW-Kreisläufer Patrick Wiencek vor der Partie im Westen Frankreichs die Marschroute. Der Routinier wusste aber auch: „Dafür müssen wir fast alles besser machen als damals.“ Anders als beim 27:35 im Hinspiel haben die Kieler auch vieles besser gemacht, aber eben nicht fast alles.
Chancenwucher vor der Pause
Vor allem die Chancenverwertung ließ in den ersten 30 Minuten zu wünschen übrig. Hauptgrund dafür: Emil Nielsen. Der dänische Keeper im Kasten von Nantes, der den Kielern schon im Hinspiel den Nerv raubte, kaufte dem THW einen Ball nach dem anderen ab. Allein Sven Ehrig scheiterte im ersten Durchgang dreimal völlig frei von außen an dem 23-Jährigen. Aber auch Wiencek und Domagoj Duvnjak brachten den Ball völlig unbedrängt nicht am HBC-Torwart vorbei.
Immerhin 20 Minuten lang konnten die Norddeutschen, die in der Deckung gut standen, die Partie dennoch vom Ergebnis her ausgeglichen gestalten (8:8), am Ende der ersten Halbzeit zog Nantes dann aber das Tempo an und auf drei Treffer davon.
Konsequentere Kieler
THW-Coach Filip Jicha, der wieder auf Miha Zarabec (nach Corona-Infektion noch außer Gefecht) und Sander Sagosen (Knöchelverletzung) verzichten musste, konnte mit der Einstellung seiner Mannschaft absolut zufrieden sein, musste aber für Durchgang zwei auf deutlich mehr Durchschlagskraft hoffen. Und die brachten die Kieler dann auch aufs Parkett. Mit deutlich mehr Konsequenz im Angriff wurde der Vorsprung der Franzosen egalisiert. Nach dem 14:14 durch einen schönen Dreher von Ehrig, hatte auch der im ersten Durchgang noch so starke Nielsen genug und ließ sich entnervt auswechseln.
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Aber die Aufholjagd hatte Kraft gekostet. Nantes kämpfte sich zurück ins Spiel, holte sich mit dem 20:17 in der 49. Minute sogar den Drei-Tore-Vorsprung zurück, der auch beim 23:20 gut fünf Minuten vor dem Abpfiff noch Bestand hatte. Alles sprach nun für die Franzosen, aber die Kieler gaben sich nicht auf. Magnus Landin verkürzte nach Kempatrick auf 21:23, Steffen Weinhold brachte Kiel auf einen Treffer heran. Nantes‘ Treffer zum 24:22 konterten Niclas Ekberg per Siebenmeter und Wiencek – beim 24:24 war noch eine Minute zu spielen.
Und der THW hatte sogar noch die große Chance zuum Sieg. Nantes verspielte den Ballbesitz, Weinhold hätte nur noch ins leere HBC-Tor werfen müssen, und setzte den Ball knapp neben das Tor. Es blieb beim am Ende auch gerechten Unentschieden.
HBC Nantes: Nielsen – Dumoulin – Rivera, Figueras (2), Lazarov (5/2), Briet (2), Ovnicek, Pechmalbec (4), Minne (4), Milic (1), Gurbindo, Monar, Damatrin-Bertrand (3), Cavalcanti (3), Felhio, De la Breteche
THW Kiel: Landin, Quenstedt – Ehrig (3), Duvnjak (2), Reinkind (2), M. Landin (1), Sunnefeldt (3), Weinhold (4), Wiencek (3), Ekberg (3/2), Ciudad (n.e.), Wäger (n.e.), Dahmke (1), Voigt, Horak, Pekeler (2)
Schiedsrichter: Brkic/ Jusufhodzic (Österreich)