Seine WM-Premiere mit einem enttäuschenden zwölften Platz abgeschlossen, dann nach seiner Rückkehr nach Flensburg positiv auf das Coronavirus getestet und anschließend in eine häusliche Quarantäne, die Mittwoch aufgehoben wurde, beordert – hinter Johannes Golla liegen ereignisreiche Wochen. Unser Redakteur Holger Petersen sprach mit dem 23-jährigen Kreisläufer der SG Flensburg-Handewitt, der in Ägypten ein starkes Turnier spielte und zu den wenigen WM-Gewinnern in der deutschen Nationalmannschaft zählte.

Natürlich lautet die erste Frage: Wie geht es Ihnen?

Gut. Gott sei Dank hatte ich keine schweren Symptome.

Wie war der Verlauf der Krankheit?

Am ersten Tag nach der Rückreise aus Ägypten traten Erkältungssymptome auf. Das kommt öfters bei mir vor, wenn ich nach einer stressigen Zeit runterfahre. Dennoch bin ich lieber nicht zum Training gegangen, sondern habe mich testen lassen. Eine weise Entscheidung. Der weitere Verlauf war einigermaßen milde: ein paar Kopf- und Gliederschmerzen, ein bisschen Schnupfen, glücklicherweise kein Fieber.

Wo haben Sie sich mit dem Virus infiziert?

Ich weiß es immer noch nicht. Aber alle aus meinem Umfeld sind sich einig, dass das in Ägypten passiert sein muss. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, aber letztlich keine Stelle gefunden, an der ich grobe Fehler in Sachen Virusschutz gemacht habe.

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Warum hat es vom Nationalteam nur Sie erwischt?

Keine Ahnung. Aber es spricht für unser Hygienekonzept. Wir haben immer FFP2-Masken getragen, waren oft auf den Zimmern und haben allgemein nicht viel gemacht. Und: Mein Zimmerkollege Marian Michalczik hatte ja bereits im Herbst Corona gehabt, den konnte ich also nicht anstecken.

Wie ging es Ihnen während der Quarantäne mental?

Es war schon hart, die ersten Trainingseinheiten zu verpassen. Das Wiedersehen mit den Teamkollegen nach längerer Zeit ist immer nett. Das Plaudern und der Austausch über das Erlebte – das hat mir schon sehr gefehlt. Überdies musste ich in der Wohnung meiner schwangeren Freundin aus dem Weg gehen, um jedes Risiko zu vermeiden. Das war nicht einfach.

Konnten Sie als bekennender Fan von Krafttraining sich während der Quarantäne sportlich betätigen?

Ja. Ich habe die ersten Tage pausiert und abgewartet, bis die Symptome verschwinden. Ich wurde dann vom Verein mit Gewichten und einem Rudergerät versorgt.

Also sind Sie nicht auf Null runtergefahren…

Nein, die Grundfitness ist noch da. Ich habe mich relativ schnell wieder gut gefühlt.

Was haben Sie sonst so den lieben langen Tag in häuslicher Isolation gemacht?

Ich habe viel gelesen, etwas trainiert, ein bisschen was für das Studium (Sportmanagement – Red.) getan und mit Freunden telefoniert, die derzeit ja auch nicht viel unternehmen können. Irgendwie ging die Zeit einigermaßen schnell herum. Im März, als wir schon mal in Quarantäne waren, ist mir das alles viel schwerer gefallen. Ich bin ja jetzt schon diesbezüglich sehr erfahren, denn bei der WM in Ägypten haben wir im Hotel praktisch auch in Quarantäne gelebt.

 

Hand aufs Herz: Haben Sie es bereut, mit zur WM gefahren zu sein?

Natürlich hätte es besser laufen können – sowohl sportlich als auch gesundheitlich. Es war für uns als Mannschaft wesentlich mehr drin als der zwölfte Platz. Und Corona braucht auch keiner. Nichtsdestotrotz waren es wichtige Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe.

Die da wären?

Es war meine erste WM. Und zudem ein Großturnier in Zeiten der Pandemie. Das ist schon etwas Besonderes. Die Organisation war gut, wir haben uns die ganze Zeit sicher gefühlt. Sportlich waren wir nahe dran. Aber man hat gesehen, dass uns in entscheidenden Momenten die Abgezocktheit und die Erfahrung gefehlt haben. Das ist der Unterschied zu den Top-Nationen gewesen.

 

Wie zufrieden waren Sie mit Ihrer Leistung?

Ich hätte gerne noch mehr gegeben und gezeigt, um mit der Mannschaft erfolgreicher zu sein. Hier und da hätte ich es besser machen können. Aber es gibt auch positive Sachen, auf denen ich aufbauen kann. Ich habe an Erfahrung gewonnen, das bringt mich weiter. Ich denke, dass ich in Zukunft in manchen Situationen souveräner auftreten werde.

Ihr Vereinstrainer Maik Machulla hat nach dem Turnier die fehlende Wertschätzung für die WM-Fahrer kritisiert und den Aspekt, dass viel zu viel über die Bedeutung der daheimgebliebenen Pekeler, Wiencek und Co. gesprochen wurde. Empfanden Sie das auch so?

Klar ist, dass die Spieler uns gefehlt haben. Eine eingespielte Abwehr kann man nicht innerhalb weniger Trainingstage gleichwertig ersetzen. Nichtsdestotrotz hatten wir eine gute Truppe zusammen, in der jeder bereit war, alles zu geben. Das hat Respekt verdient.

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Trotz der vielen Unsicherheiten: Freuen Sie sich auf die restliche Saison?

Ich bin immer noch glücklich darüber, dass wir Profis überhaupt spielen dürfen. Das letzte halbe Jahr hat gezeigt, dass wir hier in Flensburg ein gutes Hygienekonzept haben. Aber mit jedem abgesagten Spiel wächst der Berg an Aufgaben bedenklich an. Das wird nicht einfach, es zu koordinieren. Sportlich sind wir in beiden Wettbewerben in einer guten Ausgangsposition. Ich spüre innerhalb der Mannschaft eine große Motivation, das Bestmögliche herauszuholen.

Was durch den Ausfall von Jacob Heinl nicht einfacher geworden ist.

Klar werden uns Jacobs Erfahrung und Abwehrqualität sehr fehlen. Aber ich glaube, dass Simon Hald und ich das schaffen können. Bei der SG sind wir es gewohnt, solche Ausfälle als Mannschaft aufzufangen. Jeder muss jetzt noch mehr investieren.

Glauben Sie denn überhaupt noch daran, dass die Saison regulär über die Bühne geht?

In Sachen Bundesliga bin ich ganz optimistisch – wenn größere Unterbrechungen ausbleiben. In der Champions League wird das schwierig, aber da werden die Verantwortlichen sicher die richtigen Schlüsse ziehen.

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Letzte Frage: Worauf freuen Sie sich nun nach überstandener „Haft“ am meisten?

Ich bin froh, endlich wieder rauszugehen, die Einkäufe selber zu erledigen, anderen Leuten nicht zur Last zu fallen und einfach das schöne Wetter und die frische Luft zu genießen. Das lernt man erst richtig zu schätzen, wenn man es nicht darf. Und ich freue mich auf den Alltag mit der Mannschaft.