Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt waren gestern Abend in der Victoria-Halle von Brest stehend k.o., aber überglücklich. Mit dem 28:26 (14:15)-Erfolg beim weißrussischen Meister HC Meschkov bewiesen sie Charakter und erkämpften sich die Tabellenführung in der Gruppe A der Champions League. „Ich bin sehr beeindruckt von meiner Mannschaft und ihrer Siegermentalität“, sagte SG-Trainer Maik Machulla.
Nur 13 SG-Spieler waren mit nach Brest geflogen, inklusive Youngster Magnus Holpert, der nicht zum Einsatz kam. Acht davon hatten die WM in Ägypten bestritten, zwei Akteure – Lasse Möller und Rückkehrer Alexander Petersson – mussten sich erst einmal wieder an die SG gewöhnen. Und alle hatten nur ein gemeinsames Training vor Brest gehabt. Die Vorzeichen standen nicht gut für den deutschen Vizemeister, zumal die Weißrussen schon in Flensburg ein 29:29 geschafft hatten. Dazu mussten die Gäste den merkwürdigen Umstand verdauen, dass fast 2000 Menschen in der Halle waren, viele ohne Maske.
Perfekter Start
Die Flensburger blendeten alles aus und erwischten mit 4:1 (6.) den optimalen Start. Mit zwei Toren deutete Göran Sögard da schon an, dass er wild entschlossen und kein bisschen müde war. Am Ende war der Norweger mit neun Treffern der überragende Feldspieler.
Jim Gottfridsson, Seele und Motor des SG-Spiels, konnte hingegen nicht verleugnen, dass ihm neun WM-Partien und dazugehörige Strapazen in den Knochen steckten. Der Schwede benötigte nach 15 Minuten seine erste Pause, und damit verlor der SG-Angriff An Rhythmus. Zunächst hatte auch die 5:1-Abwehr der Gäste mit Sögard in der Spitze gegen Brests Spielmacher Stas Skube gut funktioniert, doch mit zunehmendem Spielverlauf stellte sich der clevere Slowene immer besser auf diese offensive Variante ein und setzte seine Mitspieler in Szene. Brest holte sich nach mehrmaligem Drei-Tore-Rückstand beim 14:14 den Ausgleich und mit dem 15:14-Halbzeitstand auch die erste Führung.
Schockmoment
Zwischendurch mussten die Flensburger einen Schreck wegstecken, als Magnus Röd nach einem missglückten Wurfversuch ohne Fremdeinwirkung so unglücklich stürzte, dass er mit dem Hinterkopf aufs Parkett prallte. Zum Glück ereignete sich dabei wohl nichts Schlimmeres, so dass der Linkshänder in der zweiten Halbzeit zurückkehrte und noch zu einem wichtigen Faktor wurde – sowohl im Angriff als auch an der Seite von Simon Hald im Innenblock. Man könnte auch Simon „Held“ sagen, so aufopferungsvoll legte sich der frischgebackene Weltmeister ins Zeug.
Ganz wichtig war auch der Torhüterwechsel von Torbjörn Bergerud auf Benjamin Buric. Mit sechs Paraden ab der 40. Minute brachte Buric die SG nach einem Zwei-Tore-Rückstand wieder auf die Siegerstraße. Nach dem 24:24 in der 48. Minute ließ sich die SG nicht mehr aufhalten und brachte die Punkte mit viel Routine und großem Kampfgeist nach Hause.
HC Meshkov Brest: Pesic, Matskevich (n.e.) – Panic (5), Yurynok (3), Skube (1), Shumak (1), Baranau, Razgor, Paczkowski (2), Obranovic (1), Selviasiuk (1), Vailupau (5/2), Malus (2), Vranjes (5).
SG Flensburg-Handewitt: Bergerud, Buric (ab 40.) – Hald (3), Wanne (2/1), Jöndal, Steinhauser (3), Mensah (3), Sögard (9), Gottfridsson, Holpert (n.e.), Petersson (1), Möller (2), Röd (5).
SR: Covalciuc/Covalciuc (Moldawien). – Zeitstrafen: 3:3 – 7m: 2:2.