Bob Hanning steht für klare Worte. Am Sonntag, dem Tag zwischen Deutschlands 31:24 (16:12)-Erfolg gegen Brasilien und dem letzten WM-Auftritt gegen Polen (Montag, 20.30 Uhr, ARD), ordnete der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes das Abschneiden der DHB-Auswahl in Ägypten so ein:
Schwierige Olympia-Qualifikation
Noch bevor das Turnier für Uwe Gensheimer und Co. beendet ist, rückte Hanning das nächste Großereignis in den Fokus: die Olympischen Spiele in Tokio. „Polen ist nach Brasilien das zweite Vorbereitungsspiel für das Qualifikationsturnier“, sagte Hanning.
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Schon vor der zweiten Hauptrundenpartie gegen die Südamerikaner war klar gewesen, dass Deutschland das WM-Viertelfinale verpassen würde. Ungarn und Spanien hatten nicht gepatzt.
Vom 12. bis 14. März trifft das DHB-Team in Berlin nun auf Schweden, Slowenien und Algerien. Für ein Olympia-Ticket berechtigen nur die ersten beiden Plätze in dieser knackigen Gruppe. Hanning träumt dennoch vom Größtmöglichen: „Ich bin überzeugt davon, dass wir um olympisches Gold spielen werden. Ich wüsste nicht, warum wir dieses Ziel korrigieren sollten.“
Frust über verpasste Chancen
Bundestrainer Alfred Gislason blickte noch einmal zurück statt schon nach vorn. „Ich ärgere mich noch heute schwarz, dass wir das Spanien-Spiel nicht gewonnen und kein Unentschieden gegen Ungarn geschafft haben“, sagte der Isländer.
28:29, 28:32 und ein in beiden Partien weggeworfenes Momentum – „das Viertelfinale war nicht so weit weg“, meinte auch Hanning. Er habe viel Gutes von der deutschen Mannschaft gesehen. „Der Angriff war besser als in den letzten Jahren, manche Spieler konnten sich empfehlen“, sagte Hanning.
Der Leipziger Philipp Weber etablierte sich in Ägypten mit starken Leistungen als Spielmacher Nummer eins. Am Flensburger Johannes Golla, für Hanning „ein wirklicher Sieger des Turniers“, führt in Zukunft kaum ein Weg vorbei – selbst wenn wieder alle Kreisläufer an Bord sind.
Hoffen auf Kieler Rückkehrer
Die Problemzone Abwehr soll mit den Kielern Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler wieder zum Prunkstück werden. Deren Rückkehr ins Nationalteam soll auch den Torhütern, die in den wichtigen WM-Spielen die Duelle mit den gegnerischen Keepern verloren, Sicherheit geben.
Insbesondere Andreas Wolff, vor dem Turnier als lautstarker Kritiker der WM-Absager in Erscheinung getreten, suchte seine Form am Nil bisher vergeblich. Gegen Brasilien setzte Gislason Deutschlands „1a-Torwart“ auf die Tribüne.
Johannes Bitter, um den sich Rückkehrgerüchte zum HSV Hamburg ranken, war mit zehn Paraden ein solider Rückhalt. Von einem Machtwechsel im Tor will Bitter aber nichts wissen: „Ich glaube an keine Änderung in der Hierarchie“, sagte der 38-Jährige.
Keine Zweifel an Gensheimer
Stichwort Hierarchie: Von außen vorgetragene Zweifel an Kapitän Uwe Gensheimer werden im deutschen Team nicht geteilt. „Uwe ist in der Mannschaft absolut angesehen und führt das Amt sensationell aus“, meinte Kai Häfner.
Gislason betonte: „Es gibt keinen in der Mannschaft, der an Uwe zweifelt.“ Zuvor hatte 2007-Weltmeister Markus Baur Gensheimers Körpersprache kritisiert. Dazu hatte ein TV-Interview unmittelbar nach dem Erfolg gegen Brasilien für Wirbel gesorgt.
Gensheimer beklagte darin, er bekomme auf Linksaußen zu wenig Bälle. Die Statistik stützt seine Aussage. 16 Abschlüsse (elf Tore) in vier Spielen – zu wenig für einen Außen von Gensheimers Format. Am Sonntag wehrte der Kapitän sich in einem eigens angefertigten Statement des DHB: „Die ständige externe Kritik empfinde ich als respektlos und mangelnde Wertschätzung.“