Ran an die Töpfe! Nach tagelanger Geduldsprobe konnte Nils Walbrecht endlich den Kochlöffel schwingen und die Herdplatten zum Glühen bringen. „Das Warten hat ein Ende“, schrieb der Koch der deutschen Handballer bei der WM in Ägypten zu einem Selfie in der Poolküche des Mannschaftshotels in Gizeh. Wo sonst die Urlauber kalorienreiche Pizza oder Burger gemacht bekommen, wird nun ausgewogene Sportlernahrung zubereitet. Ob sich dies leistungsfördernd auf die DHB-Auswahl auswirkt, wird sich am Dienstag im finalen Gruppenspiel gegen die schwer bekömmlichen Ungarn (20.30 Uhr/ZDF) zeigen. Ein erster Gradmesser.
Das sagte Andy Wolff, der mit Johannes Bitter das deutsche Torhütergespann bilden wird, vor seinem WM-Einstand. Gewinnt Deutschland das richtungweisende Duell mit dem punktgleichen EM-Neunten, nimmt es die optimale Ausbeute von vier Punkten mit in die nächste Runde und hätte große Chancen auf das Viertelfinale. Im Falle einer Niederlage würden der dazu nötige erste oder zweite Platz in weite Ferne rücken. Folgerichtig bezeichnet Rückraumspieler Paul Drux die Partie auch als „erstes Hauptrundenspiel“.
Eine etwas andere WM
Dort trifft die deutsche Mannschaft ab Donnerstag auf die ersten Drei der Gruppe B, in der alle Teams – Spanien, Brasilien, Polen und Tunesien – noch Chancen auf das Weiterkommen haben. „Es scheint eine etwas andere WM werden zu können“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason angesichts einiger überraschender Ergebnisse in den ersten Tagen dieser Titelkämpfe. Allzu weit in die Ferne wollte der 61 Jahre alte Isländer den Blick jedoch nicht schweifen lassen. Der volle Fokus gilt dem Ungarn-Spiel. Eine buchstäblich schwere Aufgabe gegen die physisch starken Magyaren mit Hünen wie Bence Banhidi im Abwehrmittelblock. „Das ist eine sehr gute Mannschaft, die kaum Schwächen hat“, warnte Gislason. Und Paul Drux pflichtete ihm bei: „Da geht es körperlich richtig zur Sache.“
Hungriger Wolff
Nach der coronabedingten Absage des zweiten Spiels gegen Kap Verde geht die deutsche Mannschaft laut Torhüter Andy Wolff mit „großem Hunger und großer Motivation “ in das Endspiel um den Gruppensieg: Jetzt geht die WM richtig los.“ Das sieht auch sein Coach so, der auf ein baldiges Ende der leidigen Corona-Diskussionen hofft. „Ich möchte mich hier nur auf den Handball konzentrieren. Das war bisher nicht möglich“, sagte Gislason und fügte hinzu: „Das Thema nervt.“