Bundestrainer Henk Groener atmete einmal tief durch. Der Coach der deutschen Handballerinnen wusste genau, dass seine Mannschaft bei der Europameisterschaft in Dänemark nur knapp ihr Minimalziel erreicht hatte.
Trotz eines 21:21 (9:8) im abschließenden Vorrundenspiel gegen Polen zog die DHB-Auswahl in Kolding in die Hauptrunde des Turniers ein. „Wir haben uns wirklich ganz schwer getan“, sagte Groener kurz nach dem Spiel. „Aber gut: 21:21, wir sind weiter, wir haben zwei Punkte – und jetzt müssen wir an uns arbeiten, damit wir in den nächsten Spielen in der Hauptrunde wieder punkten können.“
Marlene Zapf war mit vier Treffern die beste Werferin der gerade im Angriff enttäuschenden deutschen Mannschaft, für die es nun am Donnerstag mit dem ersten Spiel in der nächsten Turnierphase weitergeht. Als einer von drei Gegnern steht bislang nur Kroatien fest. Um jedoch das angepeilte Halbfinale zu erreichen, muss sich das Team deutlich steigern. Vor allem in der Anfangsphase gegen die zuvor punktlosen Polinnen war der deutschen Mannschaft die Verunsicherung deutlich anzumerken. Nach dem 23:42-Debakel zuvor gegen Norwegen trat Groeners Team ängstlich und ohne Selbstbewusstsein auf. Erst kurz vor der Halbzeit ging die DHB-Auswahl erstmals in Führung. Es blieb aber auch nach der Pause vor allem im Angriff dürftig.
„Wir sind jetzt erst mal froh, dass wir die Hauptrunde geschafft haben“, sagte Rückraumspielerin Xenia Smits. Die Abwehr habe der Mannschaft „das Leben gerettet“. Das große Problem blieb dagegen die Chancenverwertung. Gerade mal 47 Prozent der Würfe landeten im gegnerischen Tor. „Nerven waren auf jeden Fall heute auch im Spiel. Es waren wieder einige technische Fehler“, sagte Zapf. Dank des Auftaktsiegs gegen Rumänien nimmt die DHB-Auswahl dennoch zwei Punkte mit in die nächste Turnierphase. Die besten zwei Teams jeder der beiden Hauptrundengruppen ziehen dann ins Halbfinale ein.
Doch davon scheint Groeners Mannschaft derzeit weit entfernt. Nach der wegen der Corona-Pandemie äußerst durchwachsenen EM-Vorbereitung fehlen der DHB-Auswahl weiter die Automatismen. Außerdem kassierten die deutschen Frauen wegen unglücklicher Abwehraktionen zu viele Zwei-Minuten-Strafen. Abwehr und Angriff müssen zulegen, das hatte Groener zuletzt schon betont.
Der 60-jährige Niederländer, der wegen einer vorherigen Corona-Infektion erst seit ein paar Tagen bei seinem Team ist, gab an der Seitenlinie alles. Immer wieder feuerte er die DHB-Auswahl lautstark an, aber immer wieder verzweifelte er auch aufgrund der Fehler seines Teams. „Am Anfang des Spiels waren wir in der Abwehr nicht präsent genug“, sagte der Bundestrainer. Danach wurde es immerhin in der Defensive besser. Dennoch wartet auf den Coach und sein Trainerteam in den nächsten Tagen noch jede Menge Arbeit.