In der Debatte um eine Verschiebung der Weltmeisterschaft in Ägypten hat die Führung des Deutschen Handballbundes ein klares Machtwort gesprochen und die Teilnahme der deutschen Mannschaft an der Endrunde vom 13. bis 31. Januar 2021 zugesagt.
„Die WM kann ein Mittel gegen den Corona-Blues sein“, sagte DHB-Vorstandschef Mark Schober in einem gemeinsamen Interview mit DHB-Präsident Andreas Michelmann der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und ergänzte: „Ich denke daran, dass der Handball der Gewinner ist, wenn wir spielen.“ Und Michelmann betonte: „Diskutiert haben wir genug. Jetzt spielen wir und gucken, wie weit wir kommen.“
Die Teilnahme der DHB-Auswahl sei in Zeiten der Corona-Krise eine Risikoabwägung. „Wir wissen, dass wir Risiken eingehen. Wenn wir alle das Risiko auf null setzen wollen, dürfen wir auch keine Bundesliga spielen“, sagte Michelmann und stellte klar: „Aktuell überwiegt die Chance das Risiko.“ Laut Schober gehe es für den Verband dabei nicht darum, „mit der WM Geld zu verdienen oder einem Fernsehpartner treu zu bleiben, sondern darum, dass Handball stattfindet.“ Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason trifft in der Vorrunde in Gizeh auf Ungarn, Uruguay und Neuling Kap Verde.
Wegen des großen Termindrucks in dieser Saison waren zuletzt vor allem aus der Bundesliga vermehrt Rufe nach einer WM-Verschiebung laut geworden. „Ja, eine Handball-WM in Ägypten wäre sicher eine Riesensache. Aber bitte ein Jahr später! Eine Verschiebung um ein Jahr nach dem Vorbild der Olympischen Spiele wäre die optimale Lösung“, sagte Kiels Meistertrainer Filip Jicha den „Kieler Nachrichten“ und schloss sich damit der Forderung vieler Trainerkollegen und Vereinsmanager an.
Für Michelmann ist das keine Option. Die Liga und die Clubs seien zwar Teil des deutschen Handballs. „Aber wir haben die Gesamtinteressen des deutschen Handballs zu vertreten. Da ist die WM extrem wichtig.“ Diese Position habe man auch den Leistungsträgern Uwe Gensheimer, Johannes Bitter, Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek bei einem Gespräch in der Vorwoche vermittelt. „Will ein Spieler nicht spielen, werden wir das akzeptieren“, sagte Schober.
Zudem sprächen auch sportpolitische Gründe für eine Teilnahme des EM-Fünften. „Man stelle sich vor, wir wären Gastgeber der WM 2021, wir würden allen Gästen garantieren, dass wir für die Sicherheit der Spieler in der Bubble alles tun, und dann kommen Frankreich, Spanien und die Skandinavier und sagen: Wir fahren nicht nach Deutschland! Das fänden wir bestimmt nicht witzig“, sagte Michelmann. Und Schober ergänzte: „Wir haben die Olympia-Qualifikation in Berlin, wir haben 2027 die WM in Deutschland – wir können da nicht isoliert Entscheidungen treffen, ohne massiven Schaden zu verursachen.“
Das ist ganz im Sinne des Weltverbandes IHF und dessen Präsidenten Hassan Moustafa. In einem Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ verteidigte der Ägypter die Austragung des Turniers in seinem Heimatland, für das der Gastgeber ein strenges Hygienekonzept erarbeitet hat. Es würden „alle erdenklichen Maßnahmen getroffen werden, um die Gesundheit einer jeden Person zu gewährleisten, die an der Weltmeisterschaft beteiligt ist“, versicherte Moustafa. „Wir können uns keine Fehler leisten, denn auch für uns steht mit der Ausrichtung des Events viel auf dem Spiel.“