Gizeh (dpa) – Die schweren Brocken kommen später: Das Glückslos für die WM-Vorrunde sorgte bei Deutschlands Handballern erst einmal für Erleichterung.
«Das ist eine schöne Gruppe», frohlockte Bundestrainer Alfred Gislason nach der Auslosung am Samstagabend vor der atemraubenden Kulisse der Pyramiden von Gizeh. Bei der ersten Endrunde der Historie mit 32 Teams vom 13. bis 31. Januar 2021 in Ägypten trifft die DHB-Auswahl auf den EM-Neunten Ungarn sowie die WM-Neulinge Uruguay und Kap Verde.
«Wir gehen als Favorit in die Vorrundengruppe, obwohl Ungarn bei der EM in diesem Jahr sehr stark gespielt hat. Dieser Favoritenrolle wollen wir gerecht werden», sagte Kapitän Uwe Gensheimer. Ähnlich kommentierte Torwart-Routinier Johannes Bitter das WM-Los: «Wir sind sicher Favorit in einer sehr interessanten Gruppe. Weitere starke Gegner werden wir erst später sehen.»
Im Falle des fest eingeplanten Weiterkommens – jeweils die ersten drei Teams der acht Vorrundengruppen qualifizieren sich für die nächste Turnierphase – dürfte in der Hauptrunde mit Europameister Spanien das erste sportliche Schwergewicht warten. Weitere potenzielle Gegner wären Brasilien, Tunesien und Polen. «Bei allem Respekt vor Kap Verde und Uruguay: Wir müssen das Schlüsselspiel gegen Ungarn gewinnen, wenn wir in der Hauptrunde eine gute Ausgangsposition haben wollen», formulierte DHB-Präsident Andreas Michelmann das erste Turnierziel.
So richtig knifflig könnte es für Deutschland erst in der K.o.-Phase werden. Zu den potenziellen Gegnern in einem möglichen Viertelfinale gehören der WM-Zweite und EM-Dritte Norwegen sowie der sechsmalige Weltmeister Frankreich. DHB-Vizepräsident Bob Hanning stellte daher fest: «Das ist nur auf den ersten Blick eine leichte Auslosung. Ich bin froh, dass wir einige gute Spiele auf dem Weg dorthin haben, um uns bis dahin zu entwickeln.»
Auch Bundestrainer Gislason, der Anfang Februar das Amt vom glücklosen Christian Prokop übernommen hatte und die DHB-Auswahl zur ersten Medaille seit Olympia-Bronze 2016 führen soll, warnte vor zu viel Euphorie. «Der weitere Verlauf des Turniers könnte für uns schwieriger als auf der anderen Seite des Tableaus sein», sagte der 60 Jahre alte Isländer.
Die Corona-Krise hat den Erfolgstrainer viel Zeit für die Vorbereitung gekostet. Erst Anfang November kann er die Nationalmannschaft im Vorfeld der EM-Qualifikationsspiele gegen Bosnien-Herzegowina und Estland zu einem ersten Lehrgang zusammenziehen und seine Handschrift einbringen.
Die extreme Belastung in der proppevollen Saison bringt ein weiteres Problem mit sich. «Die Spieler haben ganz viele Spiele innerhalb kurzer Zeit. Da muss ich aufpassen, nicht falsch zu trainieren», sagte Gislason. Er hofft daher, dass der Weltverband IHF ausnahmsweise größere WM-Kader erlaubt: «Es würde helfen, wenn man vielleicht 20 statt 16 Spieler vor Ort hätte.»
Die Endrunde in den vier Spielorten Kairo, Gizeh, Alexandria und New Capital wird durch die Pandemie ohnehin stark beeinflusst. Überall gelten strenge Hygieneregeln, die Hallenkapazitäten sollen nur zu maximal 30 Prozent ausgelastet werden. Dennoch ist die Vorfreude auf das XXL-Event enorm groß. «Ich hoffe weiterhin darauf, dass diese Weltmeisterschaft für den Handball und damit uns alle mindestens ein Licht im Tunnel, wenn nicht gar das Licht am Ende des Tunnels sein kann», sagte DHB-Boss Michelmann.
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