Stockholm (dpa) – Domagoj Duvnjak hat im Handball mit Kroatien und dem THW Kiel fast alles erlebt. Doch das EM-Endspiel gegen Spanien ist auch für den 31 Jahre alten Rückraumspieler etwas ganz Besonderes.
«Wir sind eine sehr kleine, aber stolze Nation. Wir haben noch nie die Europameisterschaft gewonnen. Es wäre für die ganze Nation schön, wenn uns das gelingt», sagte Duvnjak vor dem Gold-Duell mit dem Titelverteidiger an diesem Sonntag (16.30 Uhr) in Stockholm.
Nach dem Halbfinal-Krimi gegen Norwegen, den die Kroaten erst nach zweimaliger Verlängerung mit 29:28 für sich entschieden, fühlt sich der Vorzeigeprofi bereit für den ganz großen Wurf. «Man spielt nicht so oft ein Finale. Ich hoffe, wir spielen wie gegen Norwegen», sagte er.
Für Duvnjak ist es der vierte Anlauf, einen großen Titel mit Kroatien zu gewinnen. Schon bei der EM 2008 und 2010 sowie der WM 2009 stand er im Endspiel – und verlor jeweils. Nun soll es für den Rekordtorschützen seines Landes mit der Unterstützung von den Rängen endlich klappen. «Unsere Fans sind verrückt. Es ist unglaublich, was die für eine Stimmung machen», sagte Duvnjak.
Seit mittlerweile elf Jahren verdient der ruhige und bescheidene 1,98-Meter-Hüne, der als Hobby Schlafen angibt, sein Geld in Deutschland. Von 2009 bis 2014 zunächst beim HSV Hamburg, seither beim Rekordmeister in Kiel. Auf dem Parkett zeigt Duvnjak eine ganz andere Seite von sich – dort agiert er impulsiv und aggressiv. Sein Antrieb: «Ich gebe immer alles für meine Mannschaft und will jedes Spiel gewinnen.»
Mit dieser Einstellung ist er ein Vorbild für seine Teamkollegen, die voll des Lobes über Duvnjak sind. «Er ist ein Topspieler, eine große Persönlichkeit mit einem großen Herz. Er ist unser Held und Anführer», sagte Kreisläufer Zeljko Musa. «Wir bekommen alles von ihm, was wir benötigen.»
Musa, der ebenfalls in der Bundesliga beim SC Magdeburg spielt und gegen Norwegen Sekunden vor Schluss das Siegtor erzielte, glaubt wie Duvnjak an den Titel. «Wir sind nach zehn Jahren erstmals wieder im Finale. Jeder Sportler lebt für so etwas», sagte er.
An der Kraft wird es jedenfalls nicht liegen, auch wenn Duvnjak nach dem Norwegen-Spiel erst einmal platt war. «Er ist ein Tier», charakterisierte Kroatiens Rekordspieler und heutiger Teammanager Igor Vori den Kapitän. Vori kennt Duvnjak aus vier gemeinsamen Jahren in Hamburg bestens. «Er spielt so intelligent – vorne wie hinten», lobte er. «Das ist einfach unglaublich, unfassbar.»