Wien (dpa) – Zur Belohnung für den Erfolg im Prestigeduell mit Österreich gab es für die deutschen Handballer Pizza. Noch am späten Abend wurden der überragende Torhüter Johannes Bitter und seine Mitspieler von Mannschaftskoch Nils Walbrecht im Wiener Teamhotel damit verwöhnt.
Zuvor hatte sich die DHB-Auswahl mit dem 34:22-Erfolg für das Spiel um den fünften Platz der Europameisterschaft am Samstag (16.00 Uhr) in Stockholm qualifiziert – und damit aufkommende Diskussionen um Bundestrainer Christian Prokop schnell beendet. Aber es gab noch mehr Baustellen, die geschlossen wurden.
TOR: Stammkeeper Andreas Wolff hatte in den Spielen zuvor gegen Kroatien und Weißrussland überragend gehalten. Gegen die Österreicher agierte der 28-Jährige zu Beginn glücklos. Prokop reagierte und brachte nach 15 Minuten Bitter ins Spiel – und der 37-Jährige lieferte erstmals bei der EM richtig ab. Sensationelle 54 Prozent der Würfe der Gastgeber wehrte Bitter ab.
«Das war fantastisch. Er hat das ganze Turnier schon eine hervorragende Aura in diese Mannschaft gebracht», lobte Prokop den Weltmeister von 2007. «Mich freut’s für ihn persönlich total, dass er nach so langer Abstinenz so eine tolle Leistung auf internationalem Parkett zeigen konnte.»
TRAINER: Dass vor dem zum Charaktertest ausgerufenen Spiel gegen die Österreicher Kritik an Prokop aufgekommen war, konnte dieser nicht verstehen. «Wir haben eine tolle Entwicklung genommen. Wir hatten sehr viele Absagen vor diesem Turnier. Ich habe trotzdem bewusst an den Zielen festgehalten, um diese Mannschaft auch mental nicht zu schwächen, sondern um uns hoch zu hangeln», verteidigte der 41-Jährige seine Arbeit.
Die beste Antwort aber hatten seine Akteure zuvor auf dem Spielfeld gegeben. «Die Gemeinschaft zwischen Mannschaft und Trainer steht, egal was passiert. Wir sind wieder perfekt vorbereitet worden», sagte Bitter.
Vor der Partie hatte vor allem der ehemalige Welthandballer Daniel Stephan für Unruhe gesorgt, als er Prokop in einem Interview des Onlineportals «sportbuzzer.de» als Fehlbesetzung im Amt des Bundestrainers bezeichnet hatte. DHB-Vizepräsident Bob Hanning reagierte am Montagabend mit einem höhnischen Kommentar darauf. «Jeder disqualifiziert sich so gut er selbst kann», sagte der 51-Jährige über Stephan. «Er hat schon öfter bewiesen, dass er da die Goldmedaille verdient hätte.»
ZIEL: Allerdings hatte Hanning vor der Partie Druck auf Mannschaft und Trainer aufgebaut, indem er das Erreichen des Spiels um den fünften Platz gefordert hatte. «Bob wollte die Mannschaft ein bisschen kitzeln, damit das Spiel nicht zu einer Schlafnummer wird. Die Taktik hat gezündet», sagte Torwart Wolff dazu.
Nun soll das Turnier mit weiteren Siegen gegen Tschechien und im Platzierungsspiel zu einem versöhnlich Abschluss gebracht werden, damit die Mannschaft eine positive Stimmung zur Olympia-Ausscheidung nach Berlin mitnimmt. «Bei Olympia spielen wir dann hoffentlich wieder um die Medaillen mit», sagte Hanning.