Trondheim (dpa) – Im Teamhotel in Trondheim wollte Bundestrainer Christian Prokop die deutschen Handballer am späten Abend nicht noch zusätzlich mit deutlicher Kritik verunsichern.
Der größtenteils desolate Auftritt beim 26:33 (11:14) gegen Titelverteidiger Spanien sorgte bei dem 41-Jährigen für große Ernüchterung, und er nahm sich Zeit, «um die richtigen Worte zu finden», wie er sagte. Viel Zeit bleibt Prokop aber nicht, schon an diesem Montag (18.15 Uhr/ZDF) geht es gegen Lettland um den Einzug in die Hauptrunde der EM. In den wenigen Stunden bis zum Anpfiff warten große Baustellen auf ihn.
DER KAPITÄN: Uwe Gensheimer ist völlig außer Form. Der Linksaußen vergab beim Turnier in Norwegen, Österreich und Schweden schon ungewöhnlich viele Chancen, allein vier Siebenmeter hat er in zwei Spielen verworfen. In der zweiten Halbzeit gegen Spanien nahm Prokop den 33-Jährigen sogar komplett aus dem Spiel. «Ich glaube nicht, dass er überfordert ist mit seiner Rolle. Aber ich gebe Ihnen recht, dass er momentan von seiner Chancenverwertung her nicht optimal spielt», sagte Prokop – verteidigte den 33-Jährigen aber auch. «Das ist ein Weltklassespieler. Es wird abgehakt, der kann super Handball spielen, da wird das nächste Spiel genommen und nicht lange nachgekartet.»
DIE FEHLER: Die Anzahl der technischen Fehler brachte den Bundestrainer zur Verzweiflung. Seine Spieler hatten etliche Bälle ohne Gegnerdruck weggeworfen und die Spanier damit zu einigen Toren eingeladen. «Wenn wir diese Fehler machen, können wir den Plan, den wir uns gemacht haben, gar nicht umsetzen», sagte Torwart Johannes Bitter. Woran das lag, konnte zunächst niemand erklären. Passieren solche Fehler erneut, könnte es aber selbst gegen die bereits ausgeschiedenen Letten eng werden.
DIE LEIDENSCHAFT: Spanien war kein alles überragender Gegner, Mitte des ersten Durchgangs wirkten sogar die Iberer phasenweise schwer verunsichert. Aber die deutsche Mannschaft schien zu keinem Zeitpunkt an einen Sieg zu glauben, schon gar nicht gegen Ende des Spiels. «Ich bin unzufrieden mit der Endphase. Da gebe ich recht, dass wir dann an Leidenschaft und Emotionen deutlich abbauen», sagte Prokop. Die deutlichsten Worte aber fand Abwehrchef Hendrik Pekeler. «Uns hat die Galligkeit, die Emotion gefehlt», sagte der Kreisläufer. «Es ist eine Katastrophe das Ergebnis.»