Frankfurt/Main (dpa) – Uwe Gensheimer sehnt sich nach seinem ersten Titel mit den deutschen Handballern, doch vor dem Start der EM-Mission freut sich der Kapitän auf den ersten Härtetest in seinem «Wohnzimmer» gegen Island.
«Wir hoffen auf eine tolle Atmosphäre. In erster Linie geht es um unser Spiel, aber natürlich ist es auch schön, von einem tollen Publikum verabschiedet zu werden», sagte Gensheimer vor dem Duell mit den Wikingern am Samstag (17.20 Uhr/ZDF) in Mannheim.
Dem Weltklasse-Linksaußen von den Rhein-Neckar Löwen kommt im deutschen Spiel eine wichtige Rolle zu. Denn der 33 Jahre alte Familienvater ist auf und neben dem Parkett die unumstrittene Führungsfigur im Team des WM-Vierten. «Uwe hat eine tolle Entwicklung genommen», lobte Bundestrainer Christian Prokop den 175-maligen Auswahlspieler. «Er hat die Mannschaft bei der Heim-Weltmeisterschaft immer wieder angetrieben, aber auch immer wieder Ruhe reingebracht.»
Dieser Aufgabe will Gensheimer auch bei der Endrunde vom 9. bis 26. Januar in Norwegen, Österreich und Schweden gerecht werden und endlich einen großen Erfolg im Nationaltrikot landen, nachdem er beim EM-Triumph 2016 verletzt zuschauen musste. «Das ist ein sehr, sehr großes Ziel von mir. Wir würden alle sehr viel dafür geben, einen Titel mit der DHB-Auswahl zu gewinnen», sagte Gensheimer.
Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, arbeitet Gensheimer mit seinen 16 Teamkollegen seit Donnerstag in Frankfurt viel im Kraftraum und am Feintuning. Angesichts der vielen neuen Gesichter im Team sei zwar keine Vorstellungsrunde nötig gewesen, aber «technisch-taktisch muss man sich aufeinander einstellen», sagte Gensheimer.
Auch abseits des Parketts muss sich der Routinier umstellen, ist sein Kumpel und langjähriger Zimmergenosse Patrick Groetzki dieses Mal doch nicht dabei. «Zur Zeit habe ich ein Einzelzimmer», berichtete Gensheimer. «Mal schauen, ob das bei der EM so bleibt oder ob ich mir einen neuen Zimmerpartner suche.»
Trotz vieler Ausfälle im Rückraum blickt Gensheimer der Endrunde optimistisch entgegen. «Wir haben gute Chancen, ein erfolgreiches Turnier zu spielen. Wir sind auf einem guten Weg, weil wir sehr viel miteinander kommunizieren», sagte er.
Auch Prokop hat das Halbfinale trotz der vielen personellen Rückschläge weiter fest im Visier. «Ich möchte das Ziel nicht korrigieren, weil ich es der Mannschaft absolut zutraue», betonte der Bundestrainer. «Wir haben 17 richtig coole Jungs, die tolle Eigenschaften mitbringen und eine gute EM spielen können.»
Zunächst gilt der Fokus aber den Test-Länderspielen gegen Island und gegen Co-Gastgeber Österreich am kommenden Montag in Wien. «Das Beste sind immer Siege. Wir wollen schauen, dass wir die Abwehr stabil hinkriegen und die beiden Torhüter Selbstvertrauen bekommen», formulierte Teammanager Oliver Roggisch das Ziel. Zudem müsse man sich im Rückraum einspielen.
Erst nach dem Österreich-Spiel wird Prokop seinen Kader auf 16 Mann reduzieren. «Vorher gibt es definitiv keine Entscheidung», bekräftigte der 41-Jährige. «Ich habe mich noch nicht festgelegt und will mich nicht unter Druck setzen, sondern in Ruhe entscheiden.»
Laut Prokop sei es sogar denkbar, mit allen 17 Spielern nach Norwegen zu reisen und erst vor Ort eine abschließende Entscheidung zu treffen. Bis dahin sind alle Akteure aufgefordert, sich voll reinzuhängen. «Die Spieler sollen sich gegenseitig unterstützen, aber auch fordern», sagte Prokop. «Wir wollen die Testspiele zu 100 Prozent nutzen.»